Henstedt-Ulzburg. Wassermassen zerstörten die nagelneue Fahrbahn. Anlieger waren einen Tag lang ohne Wasser und mussten sich mit Eimern behelfen.

Ulrich Gehlhaar hat im Laufe seines Berufslebens schon so einiges erlebt. Dieses Ereignis stellt für den Techniker des Zweckverbandes Wasserversorgung Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg allerdings ein großes Rätsel dar: Kurz nach 22 Uhr gab es am Sonntag einen scharfen Knall, dann rauschte das Wasser – die Hamburger Straße stand wenige Meter nördlich der Einmündung Alter Burgwall urplötzlich unter Wasser, Pflastersteine flogen durch die Gegend, die Fahrbahn begann sich zu wellen. Ein Bruch der Trinkwasserrohrleitung sorgte bei den Anliegern für Ärger und Probleme.

Ulrich Gehlhaar kann sich nicht wirklich erklären, wie es zu diesem Unglück kommen konnte. „Ich habe schon erlebt, dass Leitungen von einem Bagger zerstört worden sind, aber in meiner beruflichen Laufbahn hat es einen solchen Bruch ohne offensichtliche äußere Einwirkungen noch nicht gegeben.“

Etwa 1,80 Meter unter der Fahrbahn ist die Trinkwasserleitung auf einer Länge von etwa einem Meter zerborsten. Durch den hohen Wasserdruck wurde das Wasser sofort an die Oberfläche gedrückt, spülte Steine und Asphalt auf. Die Wasserleitung besteht aus Asbestzement und ist etwa 40 Jahre alt, stellt Ulrich Gehlhaar fest. „Für eine derartige Leitung ist das noch kein Alter.“

Die Asphaltdecke liegt erst seit wenigen Monaten auf der viel befahrenen Straße – ob der Rohrbruch etwas mit den zurückliegenden Straßenbauarbeiten zu tun haben, vermag heute niemand zu sagen. Techniker Gehlhaar hält es zumindest für möglich, dass die Erschütterungen bei den Bauarbeiten an dieser Stelle zum Bruch geführt haben könnten.

Mitarbeiter des Wasserzweckverbandes Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg riegelten den Wasserzufluss mit den dafür vorgesehenen Schiebern ab. Da sich das Unglück in der Nähe der Einmündung Alter Burgwall ereignete, liegen die mechanisch zu bedienenden Leitungsverschlüsse nicht weit entfernt. Mitarbeiter der Firma Rohrleitungsbau Sewerin aus Hamburg begannen gestern früh, die Straße aufzureißen, das defekte Rohr zu entfernen und ein neues, dass bereits am Vormittag angeliefert worden war, zu installieren.

Besonders ärgerlich war das unerwartete Ereignis für die Anlieger westlich der Hamburger Straße. Mit dem Rohrbruch brach bei ihnen die Frischwasserversorgung zusammen. Am Sonntagabend hatte es viele von ihnen noch gar nicht realisiert, aber spätestens beim nächsten Gang zur Toilette kam das böse Erwachen. Edna Köhler Bewohnern des Wohnblocks direkt an der Bruchstelle, löste das Problem so: Sie benutzte vorübergehend die Toilette des wenige hundert Meter entfernten City Centers Ulzburg (CCU). Ansonsten besorgte sie sich Wasser bei der gegenüberliegenden Aral-Tankstelle, wo der Zweckverband einen Behälter mit Wasser, was sich jedoch nicht zum Trinken eignete, aufgestellt hatte.

Karl-Heinz Troeder, der ebenfalls in dem Block wohnt, eilte mit Eimern zur Jet-Tankstelle, um sich in der Autowaschhalle mit Wasser zu bedienen. Am späten Nachmittag war der Schaden behoben – zumindest ein Teil davon: Die Rohrleitung war repariert, das Trinkwasser sprudelte wieder.

Nicht betroffen waren die Anlieger der östlichen Straßenseite, sie waren von der Trinkwasserzufuhr nicht abgeschnitten. Holger Brinkers, der mit seiner Familie in einem Einfamilienhaus 20 Meter von der Bruchstelle entfernt lebt, hörte kurz nach 22 Uhr einen Knall, dachte sich zunächst aber nichts dabei. „Es hörte sich wie ein Böllerknall oder eine Fehlzündung an.“ Erst als die dreizehnjährige Tochter Jasmina vorsichtshalber aus dem Fenster spähte, entdeckte Familie Brinkers die Bescherung. Holger Brinkers, selbst aktiver Feuerwehrmann, alarmierte Polizei und Feuerwehr und schon wenige Minuten später war die Hamburger Straße von beiden Seiten abgesperrt.

Sie wird es noch eine Weile bleiben, denn der aufwendigere Teil der Arbeit steht noch bevor: Die Hamburger Straße ist im Bereich des Rohrbruchs großflächig unterspült. Die Reparatur der Straße wird daher etwas länger dauern. Ein Zeitpunkt für die Freigabe ist zurzeit noch nicht absehbar, die Gemeinde Henstedt-Ulzburg wagt keine genaue Prognose. Wasserversorgungstechniker Ulrich Gehlhaar geht von einigen Tagen aus. Wer sich auf dem Laufenden halten will, bekommt auf der Internetseite der Gemeinde Henstedt-Ulzburg (www.henstedt-ulzburg.de) Informationen über den Fortgang der Arbeit.

Bis zur Freigabe werden die Autofahrer großräumig umgeleitet. In Richtung Norden ist die Hamburger Straße für Anlieger bis zur Straße Alter Burgwall befahrbar, in Richtung Süden ist die Aral-Tankstelle noch zu erreichen.