Henstedt-Ulzburg. Viele Schützenfeste haben keinen Stellenwert mehr. In Henstedt-Ulzburg gibt es ein Mini-Fest.

Stell dir vor, es ist Schützenfest und niemand geht hin. Das ist kein Witz, sondern für viele Schützenvereine bittere Realität: Schützenfeste wie einst gibt es nur noch in wenigen Orten im Kreis Segeberg. Eine Tradition stirbt.

In Henstedt-Ulzburg spürt die Schützengilde Beckersberg ganz aktuell das schwindende Interesse. Am heutigen Sonnabend, 22. August, wird das Schützenfest gefeiert, aber es weiß kaum jemand etwas davon. Bis zum vergangenen Jahr fand noch ein vom Musikzug begleiteter Umzug vom Rathaus zum Schützenhaus an der Beckersbergstraße statt, aber das Interesse der Bevölkerung ging von Jahr zu Jahr immer weiter gegen Null. Schlimmer noch: 2014 war gerade mal ein anderer Verein bereit, zum Fest nach Henstedt-Ulzburg zu reisen. Deshalb hat der Vorstand in diesem Jahr die Notbremse gezogen: Schützenfest ja, aber weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Kein Bürgerschießen mehr, kein Honoratiorenschießen mehr, kein Umzug, kein Vorderladerschießen vor dem Schützenhaus. Der traditionelle Volks- und Schützenball allerdings wird noch gefeiert. Er beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus. Alle interessierten Henstedt-Ulzburger können ihn besuchen. Im Laufe der Veranstaltung wird auch das Königspaar mit dem Hofstaat gekürt.

Woran liegt`s? Fest steht: Nachwuchsprobleme hat die Schützengilde Beckersberg ebenso wenig wie viele andere Schützenvereine. Schießen ist ein beliebter Sport. Und immerhin kommt aus dem Kreis Segeberg mit Sonja Scheibe vom Itzstedter SV sogar eine Olympiaschützin. „Die jungen Leute mögen aber keine Trachten anziehen“, sagt Hans-Jürgen Schikofsky, Schriftführer und Pressesprecher der Schützengilde Beckersberg.

Traditionelle Schützenfeste mit Umzügen und allem Drum und Dran gibt es im Kreis Segeberg nur noch in Bad Segeberg, Itzstedt, Groß Kummerfeld und Seth. Alle anderen Feste wurden im Laufe der Jahre abgespeckt. „Schützenfeste“, stellt die Kaltenkirchenerin Ruth Koch, Pressereferentin des Kreisschützenverbandes, fest, „sind kein gesellschaftliches Ereignis mehr.“ Bei den Schützenbällen sind die Vereinsmitglieder unter sich, bei Umzügen standen zuletzt immer weniger Menschen am Straßenrand. „Das ist der Wandel der Zeit“, glaubt Ruth Koch, die ebenfalls festgestellt hat, dass es im Kreis Segeberg genügend Sportschützen gibt, von denen die meisten aber kein großes Interesse am gesellschaftlichen Leben im Verein haben.

Die Schützengemeinschaft Norderstedt begeht ihr Schützenfest am Sonntag, 13. September, in Form eines Schützenfrühstücks im Vereinsheim am Schierkamp. Hier ist die Schützenwelt zumindest noch teilweise in Ordnung: Vereinsvorsitzender Uwe Gluschitz kann stets eine Reihe von Gastvereinen begrüßen. Der Königsball wird jeweils im März gefeiert.