Henstedt-Ulzburg. Henstedt-Ulzburg plant bereits mit einer eigener Busgesellschaft, hat sich bisher aber noch keinen fachlichen Rat geholt
„Wir brauchen 6000!“ Damit wird in Henstedt-Ulzburg für ein Projekt geworben, mit dem der öffentliche Personennahverkehr revolutioniert werden soll. 6000 Mitglieder nämlich soll der Verein Unser Bus e. V. haben – oder besser: Muss er haben, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Südholstein Verkehrsgesellschaft (SVG) sieht die Henstedt-Ulzburger Pläne mit einer gewissen Skepsis, Geschäftsführer Claudius Mozer sagt aber auch: „Der Plan ist ambitioniert.“
Über den Status eines Gedankenmodells ist das Projekt Bürgerbus in Henstedt-Ulzburg bereits hinausgekommen. Zwar kann niemand sagen, ob es funktioniert, ob es finanziell machbar ist, aber gut finden die Idee viele. Sogar so gut, dass es als Maßnahme in den Aktionsplan Inklusion für Hen-stedt-Ulzburg aufgenommen wurde, der kürzlich von der Gemeinde Hen-stedt-Ulzburg vorgestellt wurde.
Obwohl das Modell in den Maßnahmenkatalog aufgenommen wurde, hat sich von der Gemeinde noch niemand mit der übergeordneten Verkehrsgesellschaft, die ihren Sitz in Norderstedt hat, in Verbindung gesetzt. Und das, obwohl ein Politiker aus Henstedt-Ulzburg in der Gesellschaft ein Wort mitzureden hat: Kreistagsabgeordneter Hans-Jürgen Sass-Olker, SPD, ist Mitglied des SVG-Aufsichtsrats. „Wir haben von den Plänen aus der Presse erfahren“, sagt Claudius Mozer. „Warum wir als gesetzlich und fachlich zuständige Gesellschaft außen vor bleiben, weiß ich nicht, eigentlich versteht es sich von selbst, dass man miteinander spricht.“
Das sind die Pläne in Henstedt-Ulzburg. Die Großgemeinde soll aus dem HVV-Verbund ausscheren und über den Verein Unser Bus e. V. ein eigenes Busprojekt auf die Beine stellen. Mit Kleinbussen sollen die einzelnen Ortsteile in einer bestimmten Taktfrequenz miteinander verbunden werden. Die Busse sollen in die Wohngebiete fahren, fahrplanmäßig die AKN-Bahnhöfe Ulzburg-Süd und Meeschensee ansteuern, für die Schülerbeförderung sorgen und abends auf Abruf in allen Ortsteilen bereitstehen. Das alles soll von Vereinsmitgliedern finanziert werden: Für fünf Euro im Monat kann sich jeder daran beteiligen. 6000 Mitglieder sind nötig, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können.
Die SVG beobachtet die Bemühungen mit Interesse und Skepsis
Vorgeschlagen hat es der CDU-Politiker Jens Müller, aber die Mehrheit der Gemeindepolitiker scheint dahinter zu stehen. Denn der Umwelt- und Planungsausschuss hat die Gemeinde einstimmig beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen.
Die SVG beobachtet die Henstedt-Ulzburger Bemühungen mit Interesse, aber auch mit Skepsis. „Theoretisch ist alles möglich“, sagt Claudius Mozer. „Die Frage ist aber, ob alles sinnvoll ist.“ Er glaubt: HVV-Input muss sein. Den aber wollen die Henstedt-Ulzburger Ideengeber nicht. Mozer weiß aus Erfahrung, dass Kritik am Hamburger Verkehrsverbund vielerorts „zum guten Ton“ gehört, wobei es sich häufig um „emotionale Momentaufnahmen“ handele. „Natürlich geht alles immer besser, aber um etwas zu verbessern, benötigt man Geld.“
Er bezweifelt, ob sich die Henstedt-Ulzburger ausreichend Gedanken über finanzielle Konsequenzen gemacht haben und ärgert sich darüber, dass seine Gesellschaft nicht sofort eingeschaltet und in die Pläne involviert wurde. „Eigentlich hätten wir gleich eingeschaltet werden müssen“, sagt Claudius Mozer.