Kreis Segeberg. 150 Eintritte in den letzten vier Jahren stehen 180 Austritten und 90 Todesfällen entgegen. Die SPD möchte den Trend jetzt stoppen.

Mit einem bürgernahen Politikkonzept will die SPD im Kreisgebiet gegen den Mitgliederschwund in den Ortvereinen ankämpfen. Die Bundespartei hat eine Nachbarschaftskampagne erarbeitet, die in 21 Modellregionen ausprobiert werden soll. Der SPD-Kreisverband hat mit Ortsvereinen in den Kommunen Norderstedt, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt, Bad Segeberg, Wahlstedt, Trappenkamp, Henstedt-Ulzburg und dem Amtsbereich Itzstedt eine dieser Regionen gebildet.

Die Genossen verzeichnen mehr Austritte und Todesfälle als Eintritte

Die Genossen werden immer älter. Und nur die wenigsten beteiligen sich aktiv an der Parteiarbeit. Für den SPD-Kreisverband Segeberg bedeutet dies in konkreten Zahlen: Derzeit gibt es noch 1275 Mitglieder, während es 2010 noch 1356 Mitglieder waren. 150 Eintritten in den letzten vier Jahren standen 180 Austritte und 90 Todesfälle entgegen. Die Norderstedter Genossen haben 334 Mitglieder und sind der größte Ortsverein des Kreises. 2010 waren es hier noch 362 Mitglieder, bei 31 Eintritten gab es hier 45 Austritte und 21 Todesfälle.

Damit der Bürger nun wieder mehr Interesse an der Sozialdemokratie bekommt, wollen die Genossen ihr Profil als Arbeiterpartei und „Kümmerer“ schärfen. Einsicht steht am Anfang jeder Erkenntnis: Die SPD glaubt, dem Bürger wieder mehr zuhören zu müssen, ihm auf Augenhöhe Fragen zu stellen und ihn Fragen stellen zu lassen. Sprich: Die Parteiarbeiter müssen sich viel mehr als in der Vergangenheit auf der Straße, an der Haustür oder auf Veranstaltungen sehen lassen. Ran an den Bürger lautet die Devise.

Klinken putzen und Info-Stände: Die Genossen wollen ran den Bürger

Im Fokus stehen dabei generell junge Menschen, Frauen und Migranten. Diese Gruppen sind allesamt unterrepräsentiert. Nur 34 Prozent Genossinnen gibt es in der Kreis-SPD, zwölf Prozent der Mitglieder sind unter 40 Jahre. Auch die Nichtwähler mit Affinität zur SPD will man motivieren.

Mit welchen Themen, Ideen und Strategien man das erreichen will, das bestimmt die Parteibasis in jeder Modellregion selbstständig. Dabei hilft lediglich ein Organisationsberater, der das Ganze dokumentiert und wissenschaftlich auswertet. Erste Aktionen für den Sommer sind in Planung, etwa Tür-zu-Tür-Besuche, Info-Stände, Bürgerbefragungen und Plakataktionen. Die Ergebnisse sollen im September 2015 in einer Ortsvereinskonferenz vorgestellt werden. In einer Onlinebefragung unter www.soscisurvey.de/NBK2015 soll der Bürger sich zu Wort melden und verraten, wie er die SPD und ihre Politik sieht. Die Norderstedter SPD-Vorsitzende Katrin Fedrowitz: „Wir fühlen uns grundsätzlich in unserem Angebot, das wir den Bürgern machen, bestätigt. Man spricht die Menschen nicht mehr ausschließlich mit politischen Diskussionsveranstaltungen an, sondern muss auf Augenhöhe ins Gespräch kommen.“