300 Jungen und Mädchen präsentierten, womit sie sich in Workshops beschäftigen. Sparkasse Südholstein finanziert diese Förderung.
Der kleine rollende Lego-Roboter will gerade nicht so richtig und fährt ziellos über die Tischplatte. „Irgendwie hat der gerade ein Problem“, murmelt Sören Vollert, 12, vom Städtischen Gymnasium in Bad Segeberg. Gemeinsam mit seinem Schulkameraden Finn Wild, 11, hat Sören den intelligenten Roboter in die Spur gebracht. Gemeinsam haben sie ihm mit einer simplen Programmierung am Laptop digitales Leben eingehaucht und ihn mit Infrarot-, Licht- und Geräuschsensoren ausgestattet. Wenn das jetzt alles reibungslos funktionieren würde, fände sich der Roboter auf der Tischplatte gut zurecht, würde eine schwarzen Linie selbstständig folgen und an keinen der roten Hindernis-Legosteine knallen. Doch das rollende Kerlchen will gerade nicht. Vorführeffekt nennt man das. Schon wieder was gelernt.
Hochbegabtenförderung
Genau darum geht es an diesem Präsentationstag im Gymnasium Kaltenkirchen am Sonnabend. Ganz egal, ob beim Roboterbau mit Lego, beim Ausflug in den unbekannten Mikrokosmos oder die unerreichten Weiten der Astronomie, bei der fantasievollen Reise durch die Farbenwelt oder beim Eintauchen in die Sprache und Kultur von Ländern wie Dänemark oder China – was die Schüler hier an Projekten in den Klassenzimmern vorstellen, gehört nicht zu den klassischen Unterrichtsfächern. Die aus dem gesamten Kreisgebiet und Neumünster stammenden 300 Jungen und Mädchen im Alter zwischen sieben und 19 Jahren gelten aber alle als hochbegabt und durften deswegen neben der Schule acht Monate lang in ganz individuellen Wissensbereichen ihre Erfahrungen machen. In 28 Workshops durften sie forschen, experimentieren und kreativ sein. Möglich gemacht hat das die Hochbegabtenförderung der Stiftung der Sparkasse Südholstein, die bereits im zehnten Jahr dieses Projekt finanziert. Die Ergebnisse stellten die Kinder und Jugendlichen am Sonnabend im Gymnasium Kaltenkirchen stolz ihren Eltern, Verwandten, Freunden und der breiten Öffentlichkeit vor.
„In Bildung zu investieren heißt, in die Zukunft zu investieren – diese Weitsicht ist Teil unserer Stiftungsphilosophie“ , sagt Martin Deertz, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Sparkassen-Stiftung, „Wir wollen Schülerinnen und Schülern dabei helfen, ihre Neigungen und individuellen Fähigkeiten ohne Eingrenzungen zu finden und auszubauen.“ Die gezielte Förderung von Hochbegabten sei auch deshalb so wichtig, weil hier kognitive und kreative Potenziale aktiviert würden, auf die Deutschland in Zukunft in starkem Maße angewiesen sei. „Diese jungen und hochintelligenten Menschen werden künftig mitentscheiden, wie unsere Gesellschaft aussehen wird.“
Mehr als 11.000 Schüler bereits gefördert
Seit Beginn des Projekts 2005 im Kreis Segeberg und Neumünster haben hier 4096 Mädchen und Jungen an 363 Kursen teilgenommen. Im Kreis Pinneberg gibt es die Hochbegabtenförderung bereits seit 1999. Zusammengerechnet haben im Geschäftsgebiet der Sparkasse Südholstein mehr als 11.000 Kinder und Jugendliche von über 800 Lernworkshops profitiert. Die Hochbegabtenförderung der Sparkassen-Stiftung ist Teil des schleswig-holsteinischen Enrichment-Programms. Sie ist eine Kooperation mit dem Ministerium für Schule und Berufsbildung, des Jugendärztlichen Dienstes des Kreises Segeberg, der Schulpsychologischen Beratungsstelle in Neumünster sowie der beteiligten Schulen. Das Programm bietet äußerst begabten, interessierten und wissbegierigen Kindern und Jugendlichen – unabhängig vom Notendurchschnitt – außergewöhnliche Kurse in den Bereichen Kunst, Geschichte, Sprache, Mathematik, Umwelt und naturwissenschaftliche Experimente.
Methodisch sind die Kleingruppenkurse auf entdeckende und eigenständige Lernwege ausgerichtet, es geht nicht um Leistung, sondern um Spaß. In den Sprachkursen steht zwar die chinesische oder dänische Sprache im Mittelpunkt. Aber sie thematisieren auch die Landeskultur, Geografie, Historie und die künstlerische Seite der vielen Tausend Schriftzeichen. Bei Angeboten wie „Umwelt und Natur“ erkunden die Mädchen und Jungen komplexe Zusammenhänge in Flora und Fauna, erforschen sie mit Mikroskop, durch Wasserproben, Erduntersuchungen, Experimenten mit Elektrik und Chemie, dem Zerlegen von technischen Geräten, aber auch Ausflügen zu Ausstellungen oder Industrieanlagen. Entscheidend ist, dass hier Kinder und Jugendliche zusammenkommen, die gleiche oder sehr ähnliche Interessen sowie Denk- und Arbeitsweisen haben.
Für die hochbegabten Kinder und ihre Eltern ist dieses Angebot Gold wert. „Denn unser Schulsystem ist auf ihre Bedürfnisse und den besonderen Wissensdurst nicht eingestellt. Im normalen Schulalltag langweilen sich viele Kinder, fühlen sich unterfordert und werden oft zu Außenseitern“, sagt Martin Deertz. In den Workshops, die außerhalb der Schulzeiten stattfinden, können sie sich ausprobieren. Die Heranwachsenden erleben ihre überragenden Fähigkeiten als positiv, nicht wie so oft als Grund für Ausgrenzung. Denn hier finden sie Gleichaltrige, die genau so sind wie sie.
Dies ist einer der Beweggründe für das Engagement der Stiftung der Sparkasse Südholstein. „Bevor wir starteten, gab es kaum Angebote für hochbegabte Kinder, also war es schwierig für sie, Freunde zu finden“, so Martin Deertz. „Mit den von uns finanzierten Kursen haben wir uns auf die Bedürfnisse dieser Kinder eingestellt.“ Inzwischen ist die Hochbegabtenförderung zu einem Aushängeschild in Schleswig-Holstein und der gesamten Sparkassenorganisation geworden.
Wer wissen möchte, obsein Nachwuchs für die Hochbegabtenförderung infrage kommt, wendet sich am besten an den Klassenlehrer bzw. die jeweilige Schule. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.enrichment.schleswig-holstein.de.