Alveslohe . Großer Andrang in der Bürgerhalle in Alveslohe: Gesucht wird ein Stammenzellenspender für den 26-Jährigen. Er leidet an Leukämie.

Es dauerte keine 30 Minuten, da erhielt Baptiste Tassel in seinem Isolierzimmer im Hamburger Krankenhaus St. Georg die ersten Fotos aus Alveslohe. Er sah auf seinem Smartphone die Menschen in der Bürgerhalle, die Fragebogen ausfüllten und sich Blut abnehmen ließen. Sie kamen, um das Leben des 25-Jährigen zu retten. Baptiste leidet an einer aggressiven Form von Blutkrebs und ist dringend auf einen Stammzellenspender angewiesen. Möglicherweise hat er auf den Fotos auch schon seinen Lebensretter gesehen: 515 kamen zur Aktion „Baptiste will leben“, die der Sportverein TuS Teutonia organisiert hatte. „Ein toller Erfolg“, sagt Organisatorin Heike Hemme.

Ärzte, Krankenschwestern und Arzthelferinnen standen bereit, um den Besucher Blut abzunehmen. Bürgermeister Peter Kroll und TuS-Chef Hans Hachmann wachten über die Spendenboxen, die sich stetig mit Scheinen und Münzen füllten. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS), die die Aktion in Alveslohe unterstützt, ist auch auf finanzielle Spenden angewiesen. Jede Typisierung kostet etwa 50 Euro.

„Ich bin sicher, dass wir heute einen Spender für einen Menschen finden“, sagt Baptistes Vater, Bernd Mölck-Tassel. Wer sich bei der DKMS typisieren lässt, wird für alle an Blutkrebs Erkrankten als potenzieller Stammzellenspender gespeichert.

Baptiste schickte Grüße per Smartphone

Baptiste reagierte sofort auf die Fotos und schickte Grüße nach Alveslohe. Bernd Mölck-Tassel richtete sie dem gesamten Helferteam aus. Auch Baptistes Mutter Valérie griff zur Kanüle. Sie ist Krankenschwester und nahm Blut von potenziellen Spendern ab.

Baptiste Tassel leidet an Leukämie
Baptiste Tassel leidet an Leukämie © tz

Bis zu sechs Wochen kann es dauern, bis alle Blutproben analysiert sind, sagt Simon Stifter von der DKMS. Gleich nach dem Ende der Aktion in der Bürgerhalle fuhr ein Kurier die Proben in ein Labor nach Dresden. „Die Helfer sind sehr motiviert“, sagt er über die Organisatoren und lobt die tadellose Vorbereitung der Typisierung. „Ich finde es toll, wenn eine Gemeinschaft so gut funktioniert“, sagt Stifter.

Das Ehepaar Tassel ist froh, dass sich in Alveslohe so viele Menschen für ihren kranken Sohn engagieren. Die Familie aus Langeln lebt im Kreis Pinneberg. „Auch dort helfen die Menschen“, sagt Bernd Mölck-Tassel. „Aber für so eine Aktion ist das Dorf einfach zu klein.“ Besonders dankbar ist er seiner Cousine Heike Hemme. Die Krankenschwester aus Alveslohe konnte ihren Sportverein TuS Teutonia sofort überzeugen, dass das Dorf Baptiste helfen muss.

Baptiste meditiere sehr viel, berichtet sein Vater. Die Aktion in Alveslohe bewege seinen Sohn sehr. Sein Sohn spüre, dass er nicht allein sei und dass viele Menschen zur Hilfe bereit seien, die ihn nie kennen gelernt haben.

Die Stammzellendatei wird jeden Tag abgefragt

Bislang sei kein passender Spender in Deutschland und Europa gefunden worden. Das Krankenhaus St. Georg frage jeden Tag die Daten aus dem Computer ab, sagt Mölck-Tassel. Außerdem werde seit vier Wochen in den USA gesucht, doch auch dort fand sich bislang kein Spender.

Baptiste wird in einem zwölf Quadratmeter großen Zimmer isoliert, weil sein Immunsystem kaum noch funktioniert. Dennoch habe sich sein Zustand ein wenig stabilisiert, sagt der Vater. Baptiste habe in der vergangenen Woche erneut eine Bluttransfusion erhalten. Außerdem müsse er präventiv Antibiotika nehmen. „Dass er sich eine Infektion einfängt, ist derzeit unsere größte Angst“, sagt Bernd Mölck-Tassel, der in der vergangenen Woche unzählige Mails von Menschen erhalten hat, die helfen wollen. „Es waren viele dabei, die sich wegen ihres Alters nicht typisieren lassen können und stattdessen Geld spenden wollen“, sagt er.

Typisierung auch weiter möglich

Auch nach der Aktion in der Alvesloher Bürgerhalle sind Typisierungen möglich. Nach Rücksprache sei die Blutentnahme beim Hausarzt, im Krankenhaus St. Georg oder im Universitätsklinikum Eppendorf möglich, sagt Mölck-Tassel. Außerdem versende die DKMS per Post Spender-Sets für einen Wangenabstrich. Auch damit kann die Organisation herausfinden, ob der Absender als Spender in Frage kommt.

Weitere Informationen unter www.dkms.de