Alveslohe/Langeln. Mehr als 1000 Menschen werden zur Typisierung in Alveslohe erwartet. Außerdem suchen die Organisatoren Sponsoren.
Am 3. Februar konnte Baptiste Tassel noch unbeschwert feiern. Der 26-Jährige aus dem kleinen Dorf Langeln bei Kaltenkirchen freute sich über den bestandenen Bachelorabschluss als Kommunikationsdesigner. Baptiste liebt es, mit Figuren Geschichten zu erzählen und Spiele zu gestalten. Das sollte seine berufliche Zukunft werden.
Vier Tage später spürte er ein merkwürdiges Kratzen im Hals und fühlte sich matt. Als kurz danach die Einblutungen am Arm auftauchten, begann die Furcht vor Aids. Er ließ sein Blut untersuchen. Am 11. Februar kam die erschütternde Nachricht aus dem Labor: Der 26-Jährige leidet an einer schweren Aplastischen Anämie, einer aggressiven Form von Blutkrebs. Nur Stunden später lag er in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Seitdem bangen Baptiste, seine Familie und die Freunde um sein Leben. Nur eine Knochenmarkspende kann den jungen Mann jetzt noch retten.
Baptiste hat viele Freunde in der Region, die gemeinsam mit seiner Familie und dem Alvesloher Sportverein TuS Teutonia bei einer gemeinsamen Aktion einen Spender finden wollen. Sie rufen mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zur Aktion „Baptiste will leben!“ auf. Am Sonnabend, 30. Mai, stehen in der Bürgerhalle in Alveslohe, Am Bahnhof 1, Ärzte und Krankenschwestern bereit, um den Besuchern eine kleine Blutprobe für die Typisierung zu entnehmen. Bürgermeister Peter Kroll hat die Schirmherrschaft übernommen.
„Unser Ziel ist es, dass mindestens 1000 Menschen kommen“
Heike Hemme gehört zum Organisationsteam beim TuS Teutonia und rechnet damit, dass die meisten der 700 Mitglieder kommen werden. Baptistes Onkel Fritz Haberlah will mit seinen Kollegen vom Kaltenkirchener Bauhof nach Alveslohe fahren und hat außerdem im Rathaus Werbung für die Aktion gemacht. „Unser Ziel ist, dass mindestens 1000 Menschen in die Bürgerhalle kommen“, sagt Peter Kroll.
„Der TuS hat spontan gesagt: Wir machen mit“, berichtet Heike Hemme. „Ich musste gar nicht viel reden.“ Auch beim Bürgermeister musste sie nicht lange argumentieren. Kroll kennt einen vergleichbaren Fall aus seiner Familie. Inzwischen ruft auch seine Tochter, die in Ungarn studiert, ihre Kommilitonen auf, sich typisieren zu lassen. Sämtliche gewonnenen Informationen aus dem Blut potenzieller Spender werden nicht nur mit denen von Baptiste, sondern auch mit denen anderer Blutkrebs-Patienten in Deutschland und anderen Ländern abgeglichen.
„In den 60er-Jahren war die Diagnose ein Todesurteil“, sagt Baptistes Vater Bernd Mölck-Tassel. Gemeinsam mit seiner Frau Valérie besucht er so oft es geht seinen Sohn, der seit Februar allein in einem zwölf Quadratmeter großen Isolierzimmer des Hamburger Krankenhauses St. Georg lebt. Sein Immunsystem und die Blutgerinnung funktionieren nicht mehr. Wer Baptiste besuchen will, muss Schutzkleidung tragen. „Er ist voller Hoffnung“, sagt Bernd Mölck-Tassel. „Baptiste kennt seine Situation genau, hat aber meistens gute Laune.“ Der 26-Jährige hält Kontakt zu Freunden, Verwandten und Kommilitonen über Facebook und WhatsApp. „Das hilft ihm sehr“, sagt Mutter Valérie. Außerdem meditiere Baptiste und nutze ein Ergometer, um ein Minimum an Fitness zu erhalten. „Er ist sehr schnell erschöpft“, sagt Valérie Tassel. Sie ist Krankenschwester und wird selbst am Sonnabend den Besuchern Blut abnehmen.