Eekholt. Das Wolfsmanagement in Schleswig-Holstein wird neu aufgestellt und künftig von der Landesregierung koordiniert. Der Aufwand wird zunehmen.

Wolf von Schenck kennt die täglichen Anrufe, er beantwortet auch gerne alle Fragen, gibt Ratschläge und leitet Hinweise weiter. Mehr oder weniger ist der Geschäftsführer des Wildparks Eekholt seit Jahren das Gesicht des Wolfsmanagements in Schleswig-Holstein.

Je mehr Wölfe im nördlichsten Bundesland gesichtet werden, je öfter es von öffentlichen Debatten begleitete Vorfälle etwa mit Schafsherden gibt, desto höher ist der Zeitaufwand für von Schenck und seine Mitarbeiter in Eekholt, das seit fünf Jahren als offizielles Wolfsinformationszentrum für Schleswig-Holstein fungiert. Nur: Diese Arbeit läuft ehrenamtlich ab, das Tagesgeschäft ist der Wildpark, der zwar für seine Wölfe berühmt ist, aber noch viele weitere Tierarten zu betreuen und Veranstaltungen zu planen hat.

„Ich habe schon vor einem halben Jahr gesagt, dass sich Schleswig-Holstein besser aufstellen muss. Gerade, wenn man sieht, wie sich der Wolfsbestand entwickelt“, sagt Wolf von Schenck. „Rein ehrenamtlich geht es nicht mehr, es müssen Stellen geschaffen werden.“

Grundsätzlich wird das Management in die Bereiche Monitoring, Nutztiere und Öffentlichkeitsarbeit unterteilt. Von Schenck: „In allen Bereichen wird der Aufwand zunehmen, es muss auf mehrere Schultern verteilt werden. Man sieht es an unserer 24-Stunden-Hotline, wo das Telefon teilweise nicht aufhört zu klingeln. Bei uns haben drei Mitarbeiter zum Teil den ganzen Tag nichts anderes gemacht. Der Aufklärungsbedarf wird immer stärker.“ So habe es im abgelaufenen Zeitraum vom 1. Mai 2014 bis 30. April 2015 zwölf sogenannte Rasterzellen (jeweils zehn mal zehn Quadratkilometer) mit Nachweisen gegeben, das sind acht mehr als in den vorherigen zwölf Monaten.

Dass die Strukturen professionalisiert werden müssen, sieht auch die Landesregierung so. Robert Habeck, Landwirtschafts- und Umweltminister, hat deswegen eine Umstrukturierung des Wolfsmanagements angeschoben. „Der Wildpark Eekholt hat von 2010 bis 2015 die Aufgabe eines Wolfsinformationszentrums übernommen und sich in dieser Zeit stark und mit großer Sachkenntnis für den Schutz des Wolfes in Schleswig-Holstein engagiert. Die schiere Arbeitsanforderung ist es, weshalb der Wildpark diese Aufgabe in der Breite nicht mehr wahrnehmen kann“, sagte der Grünen-Politiker nun während einer Diskussionsveranstaltung in Kiel, wo übrigens auch Wolf von Schenck zugegen war.

Daher wird die Organisation künftig beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume angesiedelt, also staatlich gesteuert. „Das LLUR wird die zentrale Erst-Anlaufstelle für Betroffene und Interessierte, es übernimmt die Koordinierung der Aus- und Fortbildung der Wolfsbetreuer“, so Robert Habeck.

Auch, um entsprechendes Personal finanzieren zu können, will die Landesregierung ab 2016 voraussichtlich 100.000 Euro jährlich im Haushalt bereitstellen. Was davon unberührt bleibt, ist das bestehende Netzwerk mit derzeit 38 ehrenamtlichen Wolfsbetreuern. Habeck: „Sie sind schnell vor Ort, sie beraten die Tierhalter. Auch auf den fachkundigen Rat der Experten des Wildparks Eekholt wollen wir nicht ganz verzichten.“

Vorbild für die Neuordnung könnten andere Bundesländer sein, in denen der Wolf schon länger wieder beheimatet ist. „Niedersachsen ist mit vier Vollzeitstellen sehr gut aufgestellt“, so Wolf von Schenck, „in Schleswig-Holstein kommt jetzt dieser Schritt. Ich halte es für sehr vernünftig.“ Wobei er einschränkt, dass es regionale Unterschiede gibt. „In Niedersachsen hat es sich mit den Rudeln sehr schnell entwickelt. Für Schleswig-Holstein können wir noch nicht sagen, ob es ein Transitland nach Dänemark bleibt oder ob die Wölfe hier Rudelstrukturen etablieren.“

Wer die Leitung des Wolfsmanagements übernehmen wird, steht noch nicht fest. Zumindest für die Übergangsphase – als offizieller Termin ist der 1. Juni vorgesehen – sollen Wolf von Schenck und sein Team noch erste Ansprechpartner für das Monitoring und die Bearbeitung von Hinweisen bleiben. Die Bezeichnung „Wolfsinformationszentrum“ behält Eekholt weiterhin. „Wir wollen nicht nur eine pädagogische Funktion ausüben, sondern auch eine vermittelnde Position einnehmen und eng mit der Bevölkerung zusammenarbeiten“, so von Schenck. Denn das Interesse nimmt stetig zu. „Wir machen die Führungen jetzt seit 20 Jahren. Früher gab es eher biologische Fragen, heute geht es viel mehr um das Verhalten.“