Bad Bramstedt. Sanierung der Maria-Magdalenen-Kirche in Bad Bramstedt wird viel aufwendiger und teurer als geplant – die Schäden sind schlimmer als gedacht.

Die Gläubigen in Bad Bramstedt haben Glück, dass ihr Kirchturm noch steht. „Die Schäden sind viel schlimmer als angenommen“, sagt Ina Koppelin, Vorsitzende des Kirchengemeinderats der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. In der Rückschau kann sie und kann ihre Gemeinde froh sein, dass nie etwas passierte, wenn die Glocken läuteten. Sie hingen an maroden Eichenbalken. Und nicht nur das. Die Last des Turms lag auf verrotteten Balken. „Man könnte sagen, das hielt nur noch aus Gewohnheit“, sagt Stefan Dörksen. Der Vorsitzende des Bauausschusses der Kirchengemeinde kennt mittlerweile so gut wie jeden Stein von Kirche und Turm; und er freut sich darüber, dass alles noch steht. Erfreuen kann er sich auch an dem neuen Dach, mit dem die Sanierung in Bad Bramstedt begonnen hat. Es ist bis kurz vor den Turm neu eingedeckt und sieht schon einmal richtig gut aus. Dass es aber um den Turm selbst so schlimm stand, hatte niemand geahnt.

„Es gibt keine Unterlagen über den Bau“, sagt Dörksen. Knapp 300 Jahre ist der Turm alt, er wurde in dieser Zeit immer mal wieder renoviert, richtig begutachtet wurde die Bausubstanz aber erst jetzt. „Wir haben uns von der Halle nach oben vorgearbeitet“, sagt Dörksen. Schon unten, direkt neben dem Haupteingang waren die Balken das Hauptproblem. Der ganze Turm ist zwar gemauert, wird aber von einem Holzgerüst gehalten. Zumindest sollte das so sein. Die verrotteten Balken machten die Statik zu einem Glücksspiel. Zwar waren nicht alle hinüber, aber viele von ihnen. Erst jetzt stellte sich zudem heraus, dass der Turm ein reines Holzbauwerk war. Eingemauert wurde später.

Manche Balken wurden gegen Stahlträger ausgetauscht

Das Problem: Weil er wie andere auch eingemauert war, bekam der Balken am Eingang keine Luft. Warum das so war, weiß Dörksen nicht. Er vermutet, dass frühere Generationen Probleme mit der Feuchtigkeit im Gebäude hatten und sich durch Zumauern zu helfen versucht haben. Auf jeden Fall haben sie ihren heutigen Nachfahren viele Probleme bereitet. Probleme, die künftig nicht mehr vorkommen sollen. „Überall, wo das Holz bleibt, muss gewährleistet sein, dass ringsherum Luft ist“, erklärt Dörksen eines der Grundprinzipien der Sanierung.

Dort, wo das alte Holz noch gut in Schuss war, blieb es erhalten, teilweise wurden die Balken auch nur stückweise ersetzt, an anderen Stellen halten jetzt Stahlträger die Last. Immer wieder wurde im Verlauf der Sanierung klar, dass es mit kleinen Ausbesserungen nicht getan war. Wenn ein Stück entfernt wurde, fiel der Rest drumherum oft nacheinander runter, berichtet Dörksen. „Manche Fugen konnte man einfach rauswischen.“

Maurer Klaus Winkler und seine Kollegen aus Wismar mussten viele neue Steine setzen und haben sich mittlerweile im Turm schon weit nach oben vorgearbeitet. So weit, dass schon die nächste schlechte Nachricht über der Kirchengemeinde schwebt. Denn auch das Schieferdach des etwa 40 Meter hohen Turms sieht nicht mehr gut aus, möglicherweise muss es neu gemacht werden. Dann würden die ohnehin hohen Kosten weiter steigen. Derzeit rechnet die Kirchengemeinde mit 920.000 Euro, von denen knapp ein Drittel aus Bundesmitteln bestritten wird. „Eine Zeitlang lagen wir gut im Kostenrahmen, inzwischen sind wir froh, wenn wir hinkommen“, sagt Dörksen. Dass die Gemeinde so viel Geld in ihre Kirche steckt, hält er für gut angelegtes Geld: „Wir haben nur eine Kirche und die ist sonntags voll.“

Bis Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein

Wenn dann alles fertig saniert ist, hat Dörksen schon neue Pläne. Im Raum über der Eingangshalle wartet bereits das alte mechanische Uhrwerk aus dem Jahr 1903 der Kirchturmuhr auf seinen neuen Einsatz. Zwar werde es wohl nicht mehr die Uhr selbst steuern, es wird seit Jahren elektrisch betrieben, aber da es läuft, könnte es vielleicht wieder für den Glockenschlag zuständig sein. Und vielleicht werden auch die Besucher sehen können, was über ihren Köpfen im Turm passiert. Dörksen schwebt eine Glasplatte vor, durch die die Besucher von unten aufs Uhrwerk mit seiner Mechanik sehen können. Aber das ist Zukunftsmusik. Der gelernte Schlosser, der einst bei der letzten Sanierung 1990 mitarbeitete, hofft, dass im Juni alles fertig ist. Seit Karfreitag finden schon wieder Gottesdienste statt, wenn alles gut geht, sollen bald auch wieder die Glocken läuten.

Am 4. Juli wird dann im Rahmen des Musikfestes Bad Bramstedt wieder einmal für die Sanierung gesammelt. Die Kirchengemeinde hofft auf 1635 Menschen, die sich rund um die Kirche zusammenfinden sollen. Die Zahl soll das Baujahr des Turms symbolisieren und jeder, der kommt, soll (mindestens) einen Euro mitbringen. Denn die Gemeinde ist für die Finanzierung weiterhin auf Spenden angewiesen.