Kreis Segeberg. In Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und in den anderen Gemeinden an der AKN-Linie 1 liegen ab sofort Listen aus. Norderstedt unterstützt die Aktion.

Johann Fuhlendorf gehört zu den ersten Unterzeichnern. Der Vorstandsvorsitzende der Kaltenkirchener Bank muss nicht lange überlegen, bevor er zum Stift greift und sich in die Unterschriftenliste einträgt. Dort steht die Überschrift: „Mit meiner Unterschrift fordere ich die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg auf, so schnell wie möglich den Ausbau der AKN-Bahnstrecke Hamburg–Kaltenkirchen zur S-Bahn zu realisieren und die Taktfrequenz für die Strecke Kaltenkirchen–Neumünster auf 20 Minuten zu erhöhen.“

Diese Listen liegen ab sofort für zwei Monate in allen Orten entlang der AKN-Linie 1 aus oder können online unter www.kaltenkirchen.de abgerufen werden. Der Initiator, Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause, will mit der Aktion den Druck auf die Landesregierungen erhöhen, in den Gemeinden endlich einen modernen Bahnanschluss zu schaffen.

Auch Norderstedts Oberbürgermeister Grote unterstützt die Forderungen

Auch Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote habe Unterstützung zugesagt, berichtet Krause. Zwar sei Norderstedt von dem S-Bahn-Projekt nur indirekt betroffen, werde aber dennoch einen Brief an die Ministerpräsidenten schreiben und auf die Bedeutung der Bahnverbindung für die Region hinweisen.

Kaltenkirchen hat die Unterschriftenaktion gemeinsam mit den Kommunen Henstedt-Ulzburg, Quickborn, Ellerau, Bad Bramstedt und den Ämtern Kaltenkirchen-Land und Kisdorf gestartet. Krause bittet auch Geschäfte und andere Unternehmen, die Listen für die Mitarbeiter auszulegen, und hat dabei besonders die großen Arbeitgeber in seiner Stadt wie Popp Feinkost und Interturbine im Blick.

Auch die Kaltenkirchener Bank legt die Listen aus. „Wir sprechen die Kunden aktiv am Schalter darauf an“, sagt Fuhlendorf. Für eine Bank sei die Attraktivität einer Stadt wichtig, in der sie ansässig sei. Dazu gehöre auch ein zeitgemäßer Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr. „Für gute Geschäfte muss die Infrastruktur stimmen“, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Die Gemeinden entlang der A1 fordern seit Jahrzehnten, die AKN durch eine S-Bahn zu ersetzen. Hamburg und Schleswig-Holstein haben signalisiert, dass der Betrieb 2020 aufgenommen werden könnte – wenn die Fördermittel des Bundes bereitstehen. Doch darüber ist noch keine Entscheidung getroffen worden.

Ein Kommentar in der Norderstedter Regionalausgabe des Hamburger Abendblatts habe ihn auf die Idee gebracht, die Unterschriftenaktion zu starten, sagt Krause. Der Arbeitnehmervertreter im AKN-Aufsichtsrat, Holger Wilke, hat gegen das Projekt eine Online-Petition im Landtag gestartet. Er sorgt sich um die Arbeitsplätze bei der AKN und sagt, das Unternehmen könne bei deutlich niedrigeren Investitionen dieselbe Leistung auf der Strecke erbringen wie die S-Bahn. Die Redaktion hatte über die Kritik an dem S-Bahnprojekt berichtet und darauf hingewiesen, dass die Befürworter in der Öffentlichkeit kaum zu vernehmen sind.

Das will der Bürgermeister jetzt ändern, der sich seit Jahren sorgt, dass die Landesregierung nicht engagiert an der Anbindung Kaltenkirchens per S-Bahn arbeiten. „Die Region wird zeigen, ob und wie stark sie die S-Bahn und den dichteren Takt will“. sagt Krause. Er geht allerdings schon jetzt davon aus, dass eine klare Mehrheit der Menschen will, dass die S-Bahn statt der AKN auf der Linie Hamburg–Kaltenkirchen fährt.

Bürgermeister Krause: „Die ewige Warterei hat mich stutzig gemacht.“

Dass Hamburg und Kiel möglicherweise ohne den erforderlichen Nachdruck an die neue Bahnlinie herangeht, schließt Krause zum Beispiel aus der Tatsache, dass die Wirtschaftlichkeitsberechnung für die S-Bahn drei Jahre gedauert habe. „Diese ewige Warterei hat mich stutzig gemacht“, sagt der Bürgermeister. „Ich habe das Vertrauen verloren.“

Wenn nach zwei Monaten die Unterschriften beisammen sind, will Krause mit allen Bürgermeistern der beteiligten Gemeinden zu Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und zum Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) fahren, um die Listen zu überreichen.

Er habe manchmal den Eindruck, dass die Metropolregion Hamburg häufig nur als Sprechblase benutzt werde, sagt Krause. „Aber eine vernünftige Verkehrsanbindung gehört dazu.“