Freudentränen, Applaus und grenzenloser Jubel: Die Musiktheater-Akademie Norderstedt überzeugt bei der premiere von „Die Schöne und das Biest“.
Norderstedt. Großmütter pfiffen auf ihren Fingern, Mütter sprangen von ihren Sitzen und klatschten sich die Finger wund, Väter und Großväter bekamen feuchte Augen. Der Jubel war groß im voll besetzten Festsaal am Falkenberg, als das Ensemble der Musiktheater-Akademie zum Schlussapplaus nach der Premiere „Die Schöne und das Biest“ wieder und wieder auf die Bühne geholt wurde. Und in der Tat: Das Team um Regisseurin Silke Ahrens-Rapude hat eine Musical-Premiere auf die Bretter gelegt, die alle, die dabei waren, so schnell nicht vergessen werden.
Begleitet wird das Ensemble vom kleinen Orchester unter der Leitung von Frank Engelke, das vom Balkon im Festsaal am Falkenberg einen hervorragenden Sound bringt, wenn auch manchmal ganz schön (zu) laut. Doch die Balkon-Lösung erweist sich als Glücksgriff, denn das Publikum im Parkett wird vom Gesang auf der Bühne und dem Orchesterklang vom Balkon geradezu überflutet.
Patrick Andreas hat keine Angst, den dümmlichen Macho zu spielen
Eine absolute Glanzleistung bringt Lene Vierbaum als Belle sowohl als Sängerin wie auch als Darstellerin. Nahezu dauerpräsent zeigt sie Wandlungsfähigkeit, wenngleich sie in einigen Szenen, beispielsweise wenn ihr Vater, ein natürlich agierender Milos Milovanovic, oder das Biest von Dorfschönling Gaston drangsaliert werden. Dann agiert sie allzu mädchenhaft zurückhaltend. Die konservativ werkgetreue Regie in allen Ehren, das entspricht so gar nicht mehr dem Zeitgeist.
Den eitlen Gaston bringt Patrick Andreas, und er hat keine Angst, diesen fiesen Charakter als dümmlichen Macho zu spielen. Dafür mag ihn niemand, doch der Applaus für diese Leistung war ihm bei der Premiere gewiss. Kreischalarm lösen regelmäßig seine Groupies Anna-Julia Krause, Amy Whitear und Maya Kröger aus. Sein Gegenpart, das Biest, ist Emr Toka, der seine Titelrolle zwischen Tyrann, verzweifelter Kreatur und liebenden Mann sensibel austariert.
Maurice Stenner, der schon in vielen Rollen der Musiktheater-Akademie glänzte, zeigt auch diesmal wieder, dass er seine Chance nutzt, Vielseitigkeit und Vielfarbigkeit zu zeigen. Er siedelt seine Rolle als Lumiére spielerisch und charmant zwischen Galan und Komödiant an und versteht es vorzüglich, mit französischem Akzent zu sprechen. Chapeau! Maurice.
Verliebt ist der Herr der Kerzen und Lampen in Babette, die Frau mit dem Staubwedel, entzückend kess und sexy von Larissa Bellwon gespielt. Carina Ahrens begeistert als Uhr von Unruh und pendelt ihr Rolle zwischen gouvernantenhafter Strenge und komischer Verzweiflung aus.
Die beste Singstimme bei der Premiere zeigte Elisa Harenberg als Madame Pottine, die Teekanne. Mütterliche Strenge lässt sie bei ihrer Tochter walten, der Teetasse Tassilo, im Original ein Sohn, von Awesta Qadir entzückend gespielt.
Eine tolle Leistung sind auch die großen Gesangs- und Tanzszenen
Stimmlich zeigt sich auch Sina Bremer als Madame de la Grande Bouche, eine Operndiva, gut ausgestattet, vor allem, als sie die ersten Koloraturen der Arie der Königin der Nacht anstimmt. Marisa Hilker spielt die lustige Kommode, Marit Leste besteht mit Bravour die Rolle von Lefou, dem ergebenen Diener des Nichtsnutz Gaston. Sie gibt die dämliche Dienerrolle mit clowneskem Charme.
Insgesamt stellt die Musiktheater-Akademie auch in den großen Gesangs- und Tanzszenen eine hervorragende Leistung auf die Bühne. Choreografin ist Silke Ollenburg.
Noch zu sehen am Sonnabend, 7. März, 16 und 20 Uhr, und am Sonntag, 8. März, von 16 Uhr an im Festsaal am Falkenberg am Langenharmer Weg 90. Karten zu 16 und neun Euro gibt es noch an der Abendkasse.