Frank Gadow aus Wakendorf I wollte die Schweinezucht schon aufgeben. Mittlerweile liefert er seine Produkte sogar an Edelrestaurants.
Wakendorf I. Mit der Schweinezucht hatte der Diplom-Agraringenieur Frank Gadow eigentlich schon abgeschlossen. „Wir haben die klassische Schweinehaltung vor zwei Jahren wegen der schwierigen Marktlage aufgegeben“, sagt der Betreiber des Wiesenhofes in der Gemeinde Wakendorf I, der sich danach wieder verstärkt der Pferde- und Geflügelzucht widmete. Ein Mallorca-Urlaub brachte ihm die Vierbeiner mit der Steckdosennase dann ganz plötzlich wieder näher: Auf der Insel leben die schwarzen Schweine der Rasse „Porc Negre“ auf Weiden ein glückliches Leben. „Es war schon immer mein Traum, etwas mit Schweinen zu machen. Allerdings in alternativer Form und über eine direkte Vermarktung“, betont Frank Gadow. „Die ursprüngliche Haltungsform der spanischen Schweine war beeindruckend, und ich habe mich gefragt, warum es bei uns so etwas nicht gibt.“
Nach ersten Recherchen stellte sich schnell heraus, dass die „Porc Negre“ in Deutschland einfach zu teuer sind. Also entschied sich der 42-jährige Landwirt für die „Bunten Bentheimer“ – eine Schweinerasse, die sich aufgrund ihrer Robustheit hervorragend für Eichelmast und Freilufthaltung eignet. Im März vergangenen Jahres fiel dann der Startschuss für das alternative Zuchtvorhaben. Da es sich bei den „Bunten Bentheimern“ um Allesfresser handelt, kam Frank Gadow auf die Idee, auch Äpfel aus dem heimischen Garten an die elf Anfangstiere zu verfüttern. Wie sich schnell herausstellte, war das ein grandioser Einfall, denn der ungewöhnliche Futter-Mix aus Weizen, Gerste, Heu und Äpfeln bescherte dem Neuzüchter gleich mehrere Vorteile: Einerseits sorgt der abwechslungsreiche Speiseplan dafür, dass die Tiere nicht zu schnell wachsen. Andererseits setzt sich durch das Obstfutter im Fett der Schweine eine gewisse Süße fest, die dem Fleisch ein ganz besonderes Aroma verleiht. „Ich wurde schon vielfach auf den dezenten Apfelgeschmack in unseren Produkten angesprochen“, sagt der Züchter. „Wir suchen aber noch nach der richtigen Dosierung, um das Aroma weiter zu verfeinern.“ Mittlerweile ist seine Zucht auf über 30 Tiere angewachsen. Die glücklichen Schweine leben das ganze Jahr über an der frischen Luft und haben eine riesige Auslauffläche zum Austoben. Bei zu starker Kälte können sich die „Bunten Bentheimer“ jederzeit in die drei Wellblechställe zurückziehen. „Mir ist es sehr wichtig, dass die Tiere hier ein schönes und artgerechtes Leben führen“, erklärt Gadow, der seinen Lieblingsschweinen mitunter auch Kosenamen wie „Schatzi“ verpasst.
Nach über einem Jahr haben die „Bunten Bentheimer“ schließlich ihre Idealgröße erreicht und werden ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt. Die verschiedenen Fleischprodukte der Apfel-Schweine verkauft die Familie Gadow im kleinen Hofladen auf deren Schönmoorer Hof: Dort gibt es neben regionalem Freilandgeflügel verschiedene Fleischpakete in Bioqualität, Currywurst, Wurst Thüringer Art sowie Mett- und Leberwurst vom Apfelschwein.
Der Landwirt und seine Kunden sind von der Qualität der Waren überzeugt: „Das Fleisch hat eine tolle Fettmarmorierung und ist dadurch sehr saftig und individuell im Geschmack. Bei den Wurstwaren sorgt die Apfelnote für das gewisse Etwas“, sagt der Wakendorfer. Auch Restaurants beziehen immer häufiger die regionalen Waren von Frank Gadow. „Die Nachfrage steigt stetig, ich hatte eben erst einen Anruf von einem Sylter Edelrestaurant“, freut sich der dreimalige Familienvater, der die Landwirtschaft schon in fünfter Generation betreibt.