Flammen haben das Wohnhaus der Familie von Wehrführer Gerhard Eggert weitgehend zerstört. Der Brand brach in einem Anbau aus und fraß sich rasend schnell ins Dach hinein.
Heidmoor. Die Feuerwehren der Region rückten mit einem Großaufgebot aus, doch gegen die Flammen waren sie zunächst machtlos. Der Brand wütete in der Nacht zum Donnerstag in der 325-Einwohner-Gemeinde Heidmoor und zerstörte die Wohnungen von Männern, Frauen und Kindern. Fassungslos musste Hausbesitzer Gerhard Eggert in der Nacht zusehen, wie das Feuer in dem Mehrfamilienhaus um sich griff. Er ist der Wehrführer des kleinen Dorfes bei Bad Bramstedt. Bis Donnerstagmittag waren seine Kameraden in seinem Haus im Einsatz.
Der Brand an der Waldchaussee war gegen 1 Uhr ausgebrochen. „Ich habe nur ein Knistern gehört und dann einen lauten Knall“, berichtet Eggert. „Ich war ja schon im Bett und dachte, vielleicht lässt jemand noch einen übrig gebliebenen Böller von Silvester knallen. Dann habe ich das Außenrollo geöffnet – und die Flammen gesehen.“ Eggert weckte sofort seine Frau, seinen Schwager, seinen Sohn und die Enkelkinder Sandra und den zehnjährigen Felix. Vier Bewohner wurden vorsorglich wegen des Verdachts auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gefahren.
Sandra verließ mit den anderen Familienmitgliedern und den Mietern das Haus fluchtartig – an ihrem 15. Geburtstag, den sie am selben Tag feiern wollte. Auch Hund und Katze konnten sich retten. Für die Bewohner baute die Feuerwehr ein Zelt auf, in dem sie zunächst unterkommen konnte. „Später werden wir zum Bürgermeister gebracht“, sagte Eggert.
Die Rettungsleitstelle in Norderstedt hatte nach dem Notruf sofort den Alarm „Großfeuer“ ausgelöst. 14 freiwillige Feuerwehren, darunter drei aus dem Kreis Pinneberg, rückten aus. In allen Gemeinden der Region heulten die Sirenen. Auch die städtischen Wehren aus Bad Bramstedt und Kaltenkirchen waren im Einsatz. 300 Feuerwehrleute bekämpften den Brand.
Das Feuer, das vermutlich im rückwärtigen Anbau ausgebrochen war, fraß sich innerhalb kürzester Zeit in den Dachstuhl des Hauses. Im Anbau stehen eine Holzheizung und eine Ölheizung. Die Feuerwehrleute legten kilometerlange Schlauchleitungen, um möglichst viel Wasser an die Einsatzstelle zu holen. Rund 150 Feuerwehrschläuche wurden zu drei Leitungen zusammengeschlossen. Tanklöschfahrzeuge mussten im „Pendelverkehr“ zum Wassertransport eingesetzt werden. Da der Hof außerhalb des Dorfes liegt, musste das Wasser über große Entfernungen transportiert werden. Pumpen ratterten die ganze Nacht, Blaulichter zuckten durch die Dunkelheit. Feuerwehrleute bezeichneten den Einsatz als Materialschlacht.
Die Einsatzkräfte hatten selbst mit dem modernen Teleskopmastfahrzeug der Kaltenkirchener Feuerwehr Mühe, an die Brandherde im Dach heranzukommen. Von der Arbeitsbühne des Spezialfahrzeugs aus konnten die Einsatzkräfte das Dach öffnen und den Brand von oben bekämpfen.
„2011 habe ich das Dach komplett neu decken lassen. Auch eine Photovoltaik habe ich auf einem Teil des Daches installiert“, erklärte Gerhard Eggert. Davon blieb nicht viel übrig: Feuerwehrleute aus Kaltenkirchen öffneten mit einer Spezialmotorkettensäge das Dach, um die darunter züngelnden Flammen löschen können.
Eggert hat den Hof von seinen Schwiegereltern übernommen. Von 1935 bis 1975 wurden dort Kühe und Schweine gezüchtet. Später baute die Familie den Komplex zu einem Mehrfamilienhaus um. Im einstigen Stall entstanden mehrere Wohnungen für die ganze Familie.
Eggert hofft, dass zumindest Teile des Hauses zu retten sind. „Zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss ist eine Betondecke eingezogen. Die sollte halten“, sagte er. Eggert kennt sich aus, er ist selbstständiger Betonbauer. Doch schließlich musste die Feuerwehr das Haus teilweise einreißen. Die Wohnungen sind zerstört oder unbewohnbar.
Die Mieter sind geschockt. „Ich wohne hier zur Miete seit über einem Jahr“, sagte die 28-jährige Esther Ruge und sorgt sich um ihre Kaninchen. Die Landwirtin war nicht zuhause, als der Brand ausbrach. Eine Freundin hatte sie angerufen und informiert. Ein Feuerwehrmann konnte sie beruhigen, nachdem er die Kaninchen ausfindig gemacht hatte: „Die stehen weit genug weg, da wird wohl nichts passieren.“
Der Schaden geht vermutlich in die Hunderttausende. Unglücksursache ist möglicherweise ein technischer Defekt. Die Ermittlungen hat die Segeberger Kripo übernommen.