Der Ball in der Sporthalle war 2015 ein Zusatzgeschäft. Jetzt soll die Feuerwehr gefragt werden, ob sie stattdessen ein Faschingsfest ausrichten will.
Henstedt-Ulzburg. Ist ein Bürgerball noch zeitgemäß? Diese Fragen stellen sich die Gemeindepolitiker und die Gemeindeverwaltung angesichts des schwindenden Interesses an diesem Ball, den es in Henstedt-Ulzburg schon seit über 30 Jahren gibt. Möglicherweise wird es im Januar 2016 keinen Bürgerball mehr geben, sondern einen Faschingsball. Darüber zumindest wird im Rathaus nachgedacht.
In Norderstedt boomen die Bälle: Opernball, Kulturball, Faschingsball – alles ausgebucht. Die Karten sind innerhalb von Tagen, teilweise innerhalb von Stunden, restlos ausverkauft. Schon jetzt gibt es viele Vorbestellungen für die nächsten Bälle. In Kisdorf tobt der Bär, wenn Landjugend und Feuerwehr ihren Faschingsball veranstalten.
In Henstedt-Ulzburg aber sieht es anders aus: Bisher waren stets über 500 Besucher beim Bürgerball in der Sporthalle des Gymnasiums, in diesem Jahr aber kamen nur 364 Besucher. Gemeinde und SV Henstedt-Ulzburg gingen mit einem Defizit von 7042 Euro nach Hause. Das ergibt einen Kostendeckungsgrad von 59,9 Prozent, werden die Personalkosten von 17.300 Euro hinzugerechnet, ergibt sich ein Kostendeckungsgrad von 30,2 Prozent. Die Cateringfirma, die auf eigene Rechnung arbeitete, erwirtschaftete ebenfalls ein Defizit. Jetzt wird gerätselt, warum der Kartenverkauf für den diesjährigen Ball so schlecht war.
Wie also soll es weitergehen mit dem Bürgerball Henstedt-Ulzburg? Im Raum stehen verschiedene Änderungen im Vorfeld des Balles. Zum Beispiel eine Erweiterung des Festausschusses, die Kooperation mit einer Tanzschule, Verringerung der Kosten durch Sponsoring und Werbung und sogar die Überarbeitung des Namens stehen zur Diskussion. Bürgermeister Stefan Bauer ist nicht wohl bei dem Gedanken an ein Ende des traditionellen Bürgerballs. „Der Ball ist immerhin eines der letzten kulturellen Events in der Gemeinde.“ Zudem stehe eine langjährige Tradition hinter dem Fest. „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es diesen Ball in Zukunft nicht mehr geben könnte.“
Trotzdem plädieren die Politiker im Kultur- und Sportausschuss zumindest zum Nachdenken über ein anderes Konzept. Als Denkmodell wird ein Faschingsfest nach Kisdorfer oder Norderstedter Vorbild genannt. Da es in Henstedt-Ulzburg keine Landjugend mehr gibt, könnte die Feuerwehr einspringen. So soll Bürgermeister Bauer ausloten, was machbar ist: Er soll bei der Gemeindefeuerwehr nachfragen, ob Interesse besteht, ein Faschingsfest zu veranstalten. In Norderstedt wird die „Feuernacht“ in der Sporthalle des Harksheider Gymnasiums regelmäßig von der Ortsfeuerwehr Harksheide ausgerichtet.
Mit der Organisation von Bällen hat die Henstedt-Ulzburger Feuerwehr einige Erfahrungen sammeln können: So wird zum Beispiel am kommenden Sonnabend, 7. März, wieder der Feuerwehrball mit Musik und Tombola im Bürgerhaus ausgerichtet (20 Uhr). Und auch sonst wird manche öffentliche Veranstaltung organisiert und erfolgreich angeboten. Über ein Faschingsfest wurde bisher noch nicht gesprochen. „Darüber müssten wir natürlich diskutieren“, sagt Ortswehrführer Dietrich Vahldiek.
Die Planung des Bürgerballs 2016 wird bis zu einem Ergebnis ausgesetzt, obwohl eigentlich Eile geboten ist. Die Politiker nehmen es in Kauf, dass im kommenden Jahr wegen fehlender Vorlaufzeit kein Bürgerball stattfindet oder er zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden muss.
Auch die Zukunft des Gemeindefestes steht zur Diskussion. Nachdem sich zunächst die Kulturförderungsvereinigung Forum, dann der Shantychor Alstermöwen aus der Organisation zurückgezogen haben, weiß niemand, wie es weitergehen soll. Die Mitglieder des Kultur- und Sportausschusses können sich vorstellen, dass Profis oder angehende Profis die Aufgabe übernehmen könnten: Es sollen Eventmanager gefragt werden, die einst ihr Wissen in einem Kursus der Volkshochschule Henstedt-Ulzburg erworben haben. Während ihrer Ausbildung mussten die Teilnehmer bereits das Konzept eines Gemeindefestes entwickeln.