Schüler der Gemeinschaftsschulen sollen an der Willy-Brandt-Schule die Oberstufe besuchen und Abitur machen können. Dafür wären zusätzliche Räume nötig, die Stadt hat dafür aber kein Geld.
Norderstedt. Die Gemeinschaftsschulen in Norderstedt wollen, dass ihre Schüler nach der zehnten Klasse die Oberstufe der Willy-Brandt-Gemeinschaftsschule besuchen und dort Abitur machen können – die Schule am Lütjenmoor ist die einzige Gemeinschaftsschule in der Stadt mit eigener Oberstufe.
Diese Zusammenarbeit sollte durch eine offizielle Kooperationsvereinbarung besiegelt werden, Thomas Kuhn, Leiter der Willy-Brandt-Schule, hatte einen entsprechenden Antrag bei der Stadtverwaltung gestellt. Doch Schuldezernentin Anette Reinders lehnte ab: „Die Idee ist zwar grundsätzlich gut. Die Folge wäre aber sehr wahrscheinlich, dass der Andrang so groß wäre, dass wir an der Willy-Brandt-Schule zusätzliche Räume schaffen müssten. Und das ist finanziell momentan nicht zu schaffen“, sagte die Dezernentin.
Die Stadt hat gut zwölf Millionen in den Um- und Ausbau der Gemeinschaftsschule Harksheide investiert. Noch teurer wird wohl der Neubau des Schulzentrums Süd, hinzu kommen die Kosten für die Sanierung der Norderstedter Schulen. Zudem plädiert Reinders dafür, die Entwicklung an den Gymnasien abzuwarten.
Hintergrund der Kooperations-Initiative ist ein neuer Erlass des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums, der Gemeinschaftsschülern den Weg zum Abitur erleichtern und sie den Gymnasiasten gleich stellen will. „Bisher konnten Gemeinschaftsschüler nur in die Oberstufe wechseln, wenn sie in den Kernfächern Mathe, Deutsch und Englisch einen Notendurchschnitt von mindestens 2,4 hatten. Jetzt sind die Mindestanforderungen zwei Dreien und eine Vier“, sagt Kuhn. Außerdem könnten Oberstufenschüler trotz einer Fünf im Zeugnis nach der neuen Regelung von Klasse elf in die zwölfte Klasse versetzt werden.
Die Schüler, die bisher an einer der fünf Gemeinschaftsschulen den erforderlichen Notenschnitt schafften, konnten in Norderstedt auf eins der vier Gymnasien, ans Berufsbildungszentrum oder eben an die Willy-Brandt-Schule wechseln, um Abitur zu machen. „Realistisch gesehen ist der Übergang von einer Gemeinschaftsschule in die Oberstufe eines Gymnasiums schwierig“, sagt Kuhn. Dabei gehe es nicht primär um das Leistungsvermögen, sondern eher um unterschiedliche Lern- und Arbeitsformen. Es komme immer wieder vor, dass die Schulwechsler auf den Gymnasien nicht zurecht kommen und vor dem Abschluss aufgeben.
Eine gute und sinnvolle Alternative sei es, wenn die Schüler ihre Schulkarriere auf der Willy-Brandt-Schule fortsetzen könnten. Sie bleiben im schulischen System, das sie seit der fünften Klasse kennen. Und die Schule profitiere durch mehr Schüler: „Wir könnten mehr Profile anbieten und den Schülern mehr Auswahl bieten“, sagt der Schulleiter. Bisher bereiten sich 50 Schüler an der Gemeinschaftsschule auf den höchsten Schulabschluss vor, sie können unter zwei Profilen wählen, dem gesellschaftswissenschaftlichen unter dem Motto Aspekte der Globalisierung und dem naturwissenschaftlichen mit dem Profil gebenden Fach Biologie unter dem Motto Sicherung der Lebensgrundlagen des Menschen.
Allerdings sieht auch Kuhn das Raumproblem und hat insofern Verständnis für die ablehnende Haltung der Stadt. „Der neue Erlass wird mit ziemlicher Sicherheit die Zahl derer erhöhen, die nach dem mittleren Abschluss an den Gemeinschaftsschulen Abitur machen wollen“, sagt der Schulleiter. Der Zulauf könne sich noch dadurch verstärken, dass auch Schüler aus den umliegenden Städten und Gemeinden die Oberstufe der Willy-Brandt-Schule besuchen könnten.
Nun informieren Kuhn und seine Kollegen zunächst die Eltern der Gemeinschaftsschüler über das städtische Veto. Die Eltern könnten das Thema wieder aufgreifen und die Politiker einschalten.