Innerhalb von zweieinhalb Jahren sind auf der Schleswig-Holstein-Straße acht Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Schon Ende 2013 war ein Ferrari mit 570 PS an einem Unfall beteiligt.
Norderstedt. Die Serie der Unfälle auf der Schleswig-Holstein-Straße reißt nicht ab. Innerhalb von zweieinhalb Jahren sind acht Menschen nach schweren Unfällen auf dieser Straße gestorben. Ein besonders spektakulärer Fall ereignete sich am vergangenen Sonnabend: Wie bereits am Wochenende in der Online-Ausgabe des Hamburger Abendblatts berichtet, verursachte der Fahrer eines Sportwagens einen schweren Unfall, als er in Höhe des Arriba-Parkplatzes aus noch ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geriet und dort mit dem einem Opel Corsa zusammenprallte. Der Corsa-Fahrer, ein 57 Jahre alter Norderstedter, war sofort tot, der Fahrer des Sportwagens verstarb später im Krankenhaus. Ein acht Jahre alter Junge erlitt auf dem Beifahrersitz des Sportwagens schwere Verletzungen, schwebt aber nicht mehr in Lebensgefahr.
Der Unfall ereignete sich am Sonnabend gegen 10.30 Uhr. Ein Autoverkäufer, der bei einem bekannten Autohaus in Fuhlsbüttel tätig war, kam mit seinem McLaren MP 4- 12 C Spider (625 PS) aus dem Ochsenzoll-Tunnel, fuhr in Richtung Henstedt-Ulzburg und beschleunigte offenbar zu stark. Wie schnell das Fahrzeug wirklich war, steht noch nicht fest. Das wird von Gutachtern geklärt. Auf diesem Streckenabschnitt darf nur 60 Stundenkilometer gefahren werden. Da keine Bremsspuren entdeckt wurden, geht die Polizei davon aus, dass der Sportwagen offenbar ohne zu bremsen auf die Gegenfahrbahn kam, wo er gegen die Fahrerseite des entgegenkommenden Corsa des Norderstedters prallte. Der Zusammenstoß war so heftig, dass beide Autos nach links und rechts von der Fahrbahn geschleudert wurden.
Ein zufällig anwesender Arzt stellte den Tod des Corsa-Fahrers fest, während der McLaren-Fahrer noch auf der Straße stabilisiert wurde, um den Transport ins Krankenhaus zu ermöglichen. Aber bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass er den Unfall ebenfalls nicht überleben würde. Er verstarb wenig später in der Heidberg-Klinik. Der acht Jahre alte Junge auf dem Beifahrersitz war nach dem Unfall noch ansprechbar. Auch er wurde in die Heidberg-Klinik gebracht. Alle drei Personen waren in den Fahrzeugen eingeklemmt und mussten befreit werden.
Der Verkehrsexperte des Norderstedter Polizeireviers, Kai Hädicke-Schories, war zusammen mit einem Sachverständigen am Unfallort, kann aber bis jetzt auch nicht sagen, warum es zu diesem Unfall gekommen ist. Trotz der Morgensonne habe sich auf der Fahrbahn zum Zeitpunkt des Unfalls noch ein leicht rutschiger Belag befunden, eine möglicherweise abrupte Beschleunigung mit anschließendem Ausbrechen des Fahrzeuges könne nicht ausgeschlossen werden, sei aber noch nicht nachweisbar.
Unklar ist auch noch, warum der Sales Repräsentant diese Tour unternommen und den acht Jahre alten Sohn eines potenziellen Käufers dabei hatte. An Erfahrung mit Sportwagen mangelte es dem Fahrer offenbar nicht: Das Fuhlsbüttler Autohaus musste ein strenges Auswahlverfahren überstehen, um McLaren-Partner zu werden. Die Rede ist von den „höchsten Qualitätsansprüchen der Welt“. Der Unfallfahrer soll vorher bei einem anderen Autohaus ebenfalls hochwertige Sportwagen verkauft haben. Der McLaren MP 4-12 C Spider war zum Zeitpunkt des Unfalls rund 13.300 Kilometer gelaufen. Neuwagen gibt es ab etwa 210.000 Euro, die wenigen Gebrauchtwagen, die zurzeit angeboten werden, kosten mindestens 139.000 Euro. Das Unfallfahrzeug wurde zum Preis von 199.900 Euro angeboten.
Ende Dezember vergangenen Jahres war es auf der Schleswig-Holstein-Straße zu einem ähnlich spektakulären Unfall gekommen: Damals verstarb eine 57 Jahre alte Norderstedterin in ihrem Kleinwagen, der von einem 570 PS starken Ferrari gerammt worden war. Die Beifahrerin im Ferrari erlitt ebenfalls tödliche Verletzungen. Kai Hädicke-Schories, der alle Unfälle der letzten Jahre ausgewertet hat, geht davon aus, dass in beiden Fällen individuelle Fahrfehler die Ursachen waren.
Eine Untersuchung des Asphalt-Labors Wahlsteht hat nach Angaben des Verkehrsexperten an den diversen Unfallstellen keine Unterschreitung der Fahrbahngriffigkeit ergeben. Teilweise habe die Griffigkeit der Verschleißdecke jedoch im Grenzbereich gelegen. Diese Erkenntnisse seien mit ein Grund für die Fahrbahnerneuerung auf der Schleswig-Holstein-Straße zwischen Harckesheyde und der Kreuzung Ulzburger Straße/Kohtla-Järve-Straße gewesen.