Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren sind sechs Menschen bei Unfällen auf der Schleswig-Holstein-Straße gestorben
Norderstedt. Feuerwehrleute und zwei Notarztteams konnten den Männern nicht mehr helfen. Ein 51-jähriger Autofahrer und sein 46-jähriger Beifahrer sind am Mittwochmorgen bei einem Verkehrsunfall in Norderstedt ums Leben gekommen. Sie starben an der Schleswig-Holstein-Straße in einem völlig zerstörten Ford Focus, der gegen einen Baum geprallt war. Damit sind innerhalb von nicht einmal zwei Jahren sechs Menschen bei Unfällen auf der Straße gestorben. Die Polizei will jetzt untersuchen lassen, welche Konsequenzen gezogen werden müssen. Der Verkehrsexperte des Norderstedter Reviers, Kai Hädicke-Schories, spricht von einer „unglaublichen Häufung“.
Das Unglück geschah gegen 5.20 Uhr, als die beiden Männer bei Regen in Richtung Henstedt-Ulzburg unterwegs waren. Etwa 200 Meter hinter der Einmündung der Straße Am Exerzierplatz kam das Auto aus noch ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab und prallte mit der Fahrerseite gegen einen Baum.
Der Fahrer aus Norderstedt und sein Beifahrer aus Hamburg lagen eingeklemmt in den Trümmern des Fahrzeugs. Als die Feuerwehr und Rettungswagen eintrafen, konnten die Retter keine Lebenszeichen mehr feststellen. Die Versuche, die Insassen wiederzubeleben, scheiterten. Feuerwehrchef Niels Ole Jaap spricht von einem extrem deformierten Fahrzeug.
Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch offen. „Zu diesem Zeitpunkt regnete es, und die Fahrbahn war rutschig“, sagte Polizeisprecherin Sandra Barenscheer. „Ob das mit ursächlich für den Unfall war, muss jedoch noch geklärt werden.“ Die Polizei prüft auch, ob möglicherweise ein anderes Auto an dem Unfall beteiligt war. Ein Sachverständiger wurde beauftragt, die Unfallursache zu untersuchen. Die Schleswig-Holstein-Straße wurde zwischen Poppenbüttler Straße und Am Exerzierplatz für zwei Stunden komplett gesperrt.
Der Unfall ist bereits der zweite binnen weniger Wochen auf diesem Abschnitt der Schleswig-Holstein-Straße. 600 Meter entfernt starb am 29. Dezember 2013 eine 57-jährige Norderstedterin in ihrem Auto, als das Fahrzeug von einem Ferrari gerammt wurde. Die 59-jährige Beifahrerin des Ferrari-Fahrers erlag ihren schweren Verletzungen einen Tag später im Krankenhaus. Der Fahrer, ein 58-jähriger Geschäftsmann aus Ellerau, hatte vermutlich nach dem Abbiegen auf die Schleswig-Holstein-Straße sein 570 PS starkes Fahrzeug zu stark beschleunigt und dabei die Kontrolle über das Auto verloren. Der Sportwagen und der Chevrolet Matiz der Norderstedterin wurden bei dem Zusammenprall völlig zerstört.
Am 10. Juli 2013 kam ein 19-jähriger Motorradfahrer auf der Schleswig-Holstein-Straße ums Leben. Er war gegen das Heck eines vorausfahrenden Opels geprallt. Dabei stürzte er, wurde auf die Gegenfahrbahn geschleudert und von einem Klein-Transporter erfasst.
2012 fuhr der Fahrer eines Linienbusses auf der Schleswig-Holstein-Straße Richtung Ulzburger Straße, als ihm zwischen Heideweg und Gräflingsweg ein schwarzer Audi A3 in Schlangenlinien entgegenkam. Am Steuer saß eine 49 Jahre alte Frau aus Henstedt-Ulzburg, die Richtung Süden unterwegs war. Sie geriet auf die Gegenfahrbahn, der Busfahrer konnte nicht mehr ausweichen, und der Audi prallte frontal auf den Bus, offenbar völlig ungebremst. Die Fahrerin war im völlig zerstörten Autowrack eingeklemmt und starb an der Unfallstelle.
„Die Häufung der Unfälle mit tödlichen Verletzungen ist signifikant“, sagt der Verkehrsexperte des Norderstedter Polizeireviers, Kai Hädicke-Schories. Er hat seit dem Jahr 2000 sämtliche 500 Unfälle auf der Schleswig-Holstein-Straße analysiert. Vor 2012 wurde kein Verkehrsteilnehmer auf der Strecke getötet. Die Polizei wird jetzt sämtliche Berichte und Gutachten über die schweren Unfälle an den Landesbetrieb Verkehr nach Kiel schicken und vorschlagen, den Fahrbahnbelag untersuchen zu lassen. Auch über Leitplanken müsse nachgedacht werden, sagt Hädicke-Schories.
Die Unfallermittler der Polizeistation Norderstedt-Mitte bitten Zeugen des Unfall vom Mittwochmorgen, sich unter Telefon 040/53 53 620 oder 040/528060 zu melden.