Das lange Warten auf sichere und trockene Abstellplätze soll nun endlich ein Ende haben. Die Parkgarage, die 1,8 Millionen Euro kostet und als lichtdurchfluteter Bau über den AKN-Gleisen hängt, bietet 450 Plätze.
Norderstedt. Im nächsten Sommer soll das erste Fahrrad-Parkhaus in Norderstedt eingeweiht werden. Das sagt Baudezernent Thomas Bosse, der nun wohl auch die letzte Hürde für das Großprojekt aus dem Weg geräumt hat. Dabei ging es um Geld: 200.000 Euro bekommt die Stadt vom Bundesumweltministerium, das die Fahrrad-Garage unter dem Motto „klimafreundliche Mobilität“ fördert. Immer wieder musste der Bau verschoben werden, das größte Problem bestand darin, einen Betreiber zu finden. Nachdem sich der gefunden hatte, wartete die Stadt auf den Förderbescheid des Bundesumweltministeriums. Doch nun ist die Zusage da, sagt Bosse.
1,8 Millionen Euro wird die Stadt dafür ausgeben, dass die Norderstedter Pendler ihre Räder sicher und trocken parken können, ehe sie in Bus oder Bahn umsteigen. Rund eine Million wird aus dem städtischen Haushalt fließen, 450.000 Euro kommen vom Bund über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, 150.000 Euro steuert die Metropolregion Hamburg aus ihrem Fonds bei, 200.000 Euro das Bundesumweltministerium.
Dafür sollen in der bewachten Radgarage zwischen der „TriBühne“ und der AKN-Station, dort, wo jetzt die Fahrradständer installiert sind, Stellplätze für 450 Räder gebaut werden, überwiegend mit Bügeln zum Anschließen. Es soll aber auch in sich geschlossene Boxen geben.
„Jetzt werden wir die Bauarbeiten ausschreiben“, sagt der Dezernent. Er geht davon aus, dass im ersten Quartal 2015 der erste Spatenstich erfolgen wird. „Wir brauchen nur wenige frostfreie Tage, um die Fundamente zu erstellen“, sagt er. Eine Service-Tochter der Arbeiterwohlfahrt, die auch die Radstation am Bahnhof in Bergedorf betreibt, soll dafür sorgen, dass die Räder auch in Norderstedt sicher abgestellt werden können.
Ergänzt werden soll die Abstellanlage durch eine Service-Station, die aber, so Bosse, eher moderat ausgelegt ist. Herzstück ist die Werkstatt, in der die Mitarbeiter kleinere Reparaturen ausführen werden. Wenn die Klingel fehlt, die Lichtanlage defekt oder der Reifen platt ist, können die Radler ihr Rad morgens bringen und in der Regel abends wieder mitnehmen.
Geplant sind auch ein Fahrrad-Shop und ein Verleih, ebenfalls in kleinem Maßstab. Das sind Voraussetzungen, um vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) das Zertifikat Radstation zu bekommen. Dieses Gütesiegel vergibt der ADFC nur, wenn auch weitere Bedingungen erfüllt werden: Das Fahrrad-Parkhaus muss rund um die Uhr zugänglich sein – und es muss überwacht werden. Das soll durch Kameras geschehen, wobei die Details mit dem künftigen Betreiber abgestimmt werden sollen.
Die bisherigen Entwürfe sehen ein Gebäude mit viel Glas vor, sodass Licht ins Innere fällt, was das Sicherheitsempfinden erhöht. Etwa 50 Meter lang, sechs Meter hoch und sechs bis sieben Meter breit soll das Radparkhaus werden. Die Nutzer sollen ihre Räder auf zwei Ebenen abstellen. Das Bauwerk wird zum großen Teil frei in der Luft über den Gleisanlagen hängen. So bleibt im Bereich hinter der „TriBühne“ Platz, damit dort die Lkw der Tourneetheater geparkt werden und rangieren können.
Die ursprünglichen Baupläne wurden ergänzt, das Parkhaus-Dach wird mit einer Fotovoltaik-Anlage bestückt. Damit greift die Verwaltung eine Anregung von Bürgern auf, die sich in einer Arbeitsgruppe der „ZukunftsWerkStadt“ mit erneuerbaren Energien beschäftigen. Der Strom, den die Sonne liefert, soll genutzt werden, um das Gebäude zu beleuchten, der Rest wird ins Netz eingespeist und vergütet.
Kostenlos wird es das Angebot für die Radler allerdings nicht geben. 70 Cent pro Tag und Rad werden fällig, sieben Euro im Monat und 70 pro Jahr. So lautet jedenfalls der gültige Beschluss der Politiker, die mehrheitlich der Ansicht sind, dass es Sicherheit nicht zum Nulltarif geben kann.
Das Fahrrad-Parkhaus ist ein wichtiger Baustein auf Norderstedts Weg zu einer fahrradfreundlichen Stadt. Wie weit Norderstedt dabei schon gekommen ist, können die Radler jetzt wieder beim Fahrrad-Klimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs sagen. Vom Test im Jahr 2005 zum Test 2012 hatte sich Norderstedt deutlich verbessert. Rang 98 von 252 bedeutete einen Platz im oberen Mittelfeld. Vor neun Jahren hatte es nur zu Platz 85 von 92 Städten und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern gereicht, die bei der Qualitäts-Analyse mitgemacht hatten. Die deutliche Verbesserung zeigte sich auch in der Tabelle der „Aufholer“, in der Norderstedt Platz sechs belegte.
„Vielleicht schneiden wir ja diesmal noch besser ab“, sagt Joachim Brunkhorst vom ADFC in Norderstedt. Daher sollten möglichst viele Radler Fragen wie die folgenden beantworten. Macht das Radfahren Spaß? Werden im Winter die Radwege geräumt? Gibt es häufig Konflikte mit Fußgängern oder Autofahrern? Auf dem Fragebogen ist auch Platz für Mitteilungen über die besondere Fahrradsituation in Norderstedt. Wie erleben Radfahrer den neuen Kreisel am Ochsenzoll oder die Abstellmöglichkeiten am Garstedter Herold-Center und in Norderstedt-Mitte?
Beteiligen können sich alle, die gelegentlich oder regelmäßig mit dem Fahrrad fahren, ob mit dem Kind zur Kita, zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen oder zur Wochenendtour. „Der Zeitaufwand für das Ausfüllen der Bogen beträgt fünf bis zehn Minuten“, sagt Brunkhorst. Der ADFC-Fahrradklima-Test sei die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit. Beim letzten Test im Jahr 2012 nahmen mehr als 80.000 Radler teil, 332 Städte wurden bewertet. Mindestens 50 Radler aus Norderstedt müssen ihre Meinung abgeben, damit Norderstedt beim Städtevergleich berücksichtigt wird.
Die Umfrage läuft noch bis Sonntag, 30. November. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2015 vorgestellt. Der Fragebogen kann unter www.fahrradklima-test.de online ausgefüllt oder ausgedruckt werden. Im Weltladen am Rathaus können die Fragebogen abgeholt und abgegeben werden.