Nach monatelanger Wartezeit ist der Förderbescheid des Innenministeriums bei der Kreisverwaltung in Bad Segeberg eingetroffen. 1,3 Millionen Euro steuert das Land zur Sanierung der Asylunterkunft in Schackendorf bei.
Norderstedt. In Schleswig-Holstein unterhalten Kreise und kreisfreie Städte insgesamt neun Gemeinschaftsunterkünfte für Asylsuchende – aktuell kommt hier eine addierte Kapazität von 524 Plätzen zusammen. Eine dieser Einrichtungen befindet sich in Schackendorf auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle – seit 1985 nutzt der Kreis Segeberg die dortigen Häuser als Erstaufnahmestelle, der Kreistag bestätigte im vergangenen Jahr per Grundsatzbeschluss den dauerhaften Erhalt der Unterkunft.
Damit stand auch fest, dass eine grundlegende Sanierung in allen Bereichen so bald wie möglich durchgeführt werden müsse. Brandschutz, Hygienestandards, die gesamte Elektrik und die Wärmedämmung – an jeder Stelle sind Arbeiten notwendig. Eine Kalkulation kam auf Gesamtkosten von etwas mehr als 1,8 Millionen Euro. 70 Prozent hiervon, also rund 1,3 Millionen Euro, würde das Land Schleswig-Holstein übernehmen, diese ausdrückliche Zusage kam aus dem Innenministerium und wurde im Juli 2013 persönlich überbracht vom damaligen Minister Andreas Breitner (SPD).
Der formal für die Realisierung der Planungen notwendige Förderbescheid ließ allerdings seitdem auf sich warten, ehe das Innenministerium nun die Mittel endgültig freigegeben hat. „Die Menschen, die aus größter Not und Todesangst zu uns kommen, brauchen schnelle, praktische und unbürokratische Hilfe“, sagt der neue Innenminister Stefan Studt (SPD), der Ende September die Breitner-Nachfolge angetreten hatte.
Die Umbauarbeiten sollen so rasch wie möglich beginnen und im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen sein – dann sollen 85 statt wie bisher 80 Menschen in den Räumlichkeiten Platz haben. Während der Sanierung müssen die Flüchtlinge allerdings in andere Unterkünfte im Kreis umquartiert werden.
Laut Studt rechnet das Land in diesem und im kommenden Jahr mit 6700 Flüchtlingen, weswegen auch die Kommunen alle Kräfte mobilisieren müssten, um die Menschen angemessen unterzubringen.
Das Amt Itzstedt hat bereits eine gute Lösung gefunden und eine derzeit noch leerstehende, ehemalige Seniorenresidenz in Itzstedt angemietet. In zentraler Lage, nur wenige Schritte von der Amtsverwaltung entfernt, könnten bis zu 15 Personen leben.
Auch im ländlichen Raum sind die Flüchtlingszahlen in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. „2011 hatten wir im Amt 22 Flüchtlinge, 2014 sind es 51, und für 2015 geht die Prognose von 71 aus“, sagt Amtsvorsteher Volker Bumann. Kommunen wie Itzstedt bekommen über die Kreis-Ausländerbehörde Asylsuchende zugewiesen, die zuvor maximal sechs Monate in Schackendorf untergebracht waren.
„Wir sind im Amt davon überzeugt, dass wir alle Menschen vernünftig unterbringen können“, so Volker Bumann. Wichtig sei, dass die Infrastruktur stimmen müsse und zudem alle Mitarbeiter sensibilisiert seien – beispielsweise für mögliche Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten.
Die Verwaltung in Itzstedt hat für die Betreuung der Menschen ein ehrenamtliches Begleitlotsen-Programm initiiert. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von Vereinen, Verbänden oder Kirchen – Bürger aus den Kommunen helfen den Flüchtlingen, sich im Alltag zurechtzufinden, geben Unterstützung bei Arztbesuchen oder Behördengängen. Neue Lotsen sind immer gern gesehen. Ansprechpartner im Amt Itzstedt ist Torge Sommerkorn, Leiter des Ordnungsamtes (Tel.: 04535/509146).
In der Boostedter Rantzau-Kaserne sollen mit Beginn des nächsten Jahres vier leerstehende Wohnblöcke in Flüchtlingsunterkünfte umgewandelt werden, um die zentrale Aufnahmestelle des Landes im benachbarten Neumünster zu entlasten (das Abendblatt berichtete). Grundsätzlich signalisiert die örtliche Politik in der Gemeinde (rund 4600 Einwohner) hierfür auch ihre Bereitschaft.
Für die SPD in Boostedt ist es etwa ein „Gebot der Menschlichkeit und der Solidarität“ Menschen aufzunehmen, die wegen Krieg und Verfolgung ihre Heimat verloren haben, sagte der Ortsvorsitzende Manfred Stankat.
Die hohe Zahl von bis zu 500 Flüchtlingen erscheint den Sozialdemokraten allerdings als wenig realistisch. „Wir halten diese Zahl für einen relativ kleinen Ort wie Boostedt für zu hoch“, sagt Manfred Stankat. „Um die Akzeptanz der Boostedter Bevölkerung zu erhöhen, wäre es ein gutes Signal, die Platzzahl zu reduzieren.“
Er fordert von der Landesregierung verbindliche Aussagen zur Betreuungsqualität in der Unterkunft und zu anderen Fragen. Dazu gehöre die Unterstützung der Gemeinde durch das Land in Hinblick auf die Folgenutzung des übrigen Kasernenteils. Die von der Landesregierung angekündigte Nutzungsdauer von fünf Jahren für die Flüchtlingsunterkunft will die örtliche SPD in einem Vertrag festschreiben lassen.
Stankat appelliert an die Boostedter, sich trotz manch berechtigter Sorge nicht nervös machen zu lassen. „Die Flüchtlingsunterkunft in der Rantzau-Kaserne stellt für uns eine Herausforderung dar, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir Boostedter diese Herausforderung gemeinsam meistern und verfolgten Menschen einen sicheren Aufenthaltsort bieten werden.“