Wer in der Region um Norderstedt unter Neurosen oder Depressionen leidet, blickt der Eröffnung der Psychiatrischen Tagesklinik der Inneren Mission in Norderstedt mit Ungeduld entgegen.

Norderstedt. Anna Vetter, die Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Regio Kliniken in Elmshorn, steht im Rohbau der Tagesklinik im Frederikspark und wirkt, als könne sie es kaum erwarten, bis der Bau endlich bezogen werden kann. „Hier stehen wir im Bewegungsraum, wo die Kinder ihrem Drang, sich auszutoben, auch mal freien Lauf lassen können. Und hier ist der Raum für den gegenteiligen Fall. Wenn wir den überzogenen Bewegungsdrang von verhaltensauffälligen Kindern in Grenzen halten müssen.“

Vetter berichtet, dass es bereits etliche Anmeldungen für die Klinik gebe. Von Menschen aus Norderstedt und Umgebung, die dringend einen teilstationären Behandlungsplatz suchen. „Bisher mussten Eltern ihre psychisch belasteten Kinder im Schlei-Klinikum in Schleswig unterbringen. Da war die nächste Adresse in Schleswig-Holstein.“

Das Richtfest am Donnerstag war für die Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die der Landesverein für Innere Mission als Außenstelle des Psychiatrischen Zentrums in Rickling eröffnen will, ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg, eine große Lücke im Behandlungsangebot der jungen Stadt Norderstedt zu schließen. „Jetzt bekommt Norderstedt endlich das, was andere Städte längst haben. Die ortsnahe Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen wird in Norderstedt deutlich verbessert“, sagt Hans-Joachim Schwarz, der leitende Chefarzt des Ricklinger Zentrums.

Im Frederikspark entsteht an der Straße Beim Umspannwerk ein zwei- bis dreigeschossiges Gebäude. Geplant sind 20 Plätze für Erwachsene und zwölf Plätze für Kinder und Jugendliche. Der Teil für die Erwachsenen wird von der Erwachsenenpsychiatrie des Landesvereins betreut, die Kinder-Klinik von den Ärzten der Regio-Kliniken Elmshorn. Die Bereiche werden in zwei mit einem Übergang verbundenen Gebäudeteilen untergebracht. Jeder Gebäudeteil wird in Atriumbauweise erstellt und hat entsprechend einen begrünten Innenhof. Die Entwürfe stammen von den Architekten Philipe Roden und Rolf Kuhfeldt aus Lübeck. Das Gebäude ist baugleich mit einer Tagesklinik, die die Innere Mission in Kaltenkirchen betreibt.

Die Patienten sollen in der Tagesklinik ausschließlich von 9 bis 16 Uhr behandelt werden. Eine Instituts-Ambulanz wird im Nachgang einer Behandlung für die ambulante Weiterbehandlung sorgen. „Das Angebot der Klinik wird vor allem von Menschen mit Depressionen und Persönlichkeitsstörungen in Anspruch genommen. Aber natürlich auch Menschen mit Psychosen, bipolaren Störungen oder Angst- und Zwangsstörungen können in Norderstedt teilstationär behandelt werden“, sagt Chefarzt Schwarz. Drogenabhängige, Suizidgefährdete und Demenzkranke sollen nicht behandelt werden. Bei den Kindern im Alter zwischen sechs und 18 Jahren stehen Verhaltensauffälligkeiten oder ADHS im Mittelpunkt. „Ein besonderes Anliegen ist uns die Versorgung von Kindern, die durch psychische Traumatisierungen behandlungsbedürftig werden“, sagt Vetter. Solche Kinder zeigten vielfältige Verhaltensauffälligkeiten, und es brauche neben der spezifischen Therapie für die Kinder und ihre Familien eine gute Zusammenarbeit mit den regionalen Hilfeanbietern. „Wir sind dabei, dieses Netzwerk anzubahnen.“

Die Klinik in Norderstedt habe für die Patienten den Vorteil, dass sie im gewohnten sozialen Umfeld bleiben können. Die gute Anbindung über die Autobahn und die AKN haben den Standort Frederikspark für die Einrichtung attraktiv gemacht. „Wir wollen hier auch psychisch belastete Eltern mit ihren verhaltensauffälligen Kindern gemeinsam therapieren. Das gibt es so in keiner vergleichbaren Einrichtung im Land“, sagt Anna Vetter.

Die Investitionssumme für den Bau der Klinik liegt bei 5,6 Millionen Euro. Zum Jahresende soll die Klinik fertig und betriebsbereit sein.