16 Tonnen oder über 64.000 Päckchen des fair gehandelten Norderstedter Stadt-Kaffees wurden seit 2003 verkauft. Die Erfolgsgeschichte wurde am Dienstag bei einem Festakt im Kulturwerk gefeiert.
Norderstedt. Die Aufnahmen aus dem Dschungel von Bolivien zeigen die Bauern einer gut funktionierenden Kaffee-Kooperative und ihrer Produktionsanlagen. Und sie zeigen, was es bedeuten kann, wenn sich eine ganze Stadt in Schleswig-Holstein entscheidet, ihren eigenen fair gehandelten Kaffee zu vermarkten. Denn ein guter Teil des Umsatzes des Norderstedter „Fairflixt goot!“-Kaffees steckt in der bolivianischen Kooperative.
Den Film von den Menschen in Bolivien hatte Christian Voigt vom Süd-Nord-Kontor in Hamburg am Dienstag zum Festakt anlässlich des zehnten Geburtstages des Norderstedt-Kaffees im Kulturwerk am See mitgebracht. Das Süd-Nord-Kontor handelt mit fairen Produkten in ganz Norddeutschland und beliefert Norderstedt mit Kaffee, vorwiegend aus Lateinamerika. „Hochachtung, was Sie in Norderstedt mit ihrem Produkt erreicht haben: 16 Tonnen fairen Kaffee, über 64.000 verkaufte Päckchen Kaffee in zehn Jahren“, sagte Voigt. 16 Tonnen fairer Kaffee, das bedeute sicheres Auskommen für 100 Bauern und etwa 500 Familienmitglieder für ein Jahr, es bedeute ein Jahr gute Schulbildung für 20 Kinder und sichere Jobs für die Helfer auf den Plantagen der Bauern. Voigt machte mit seinen Zahlen den Erfolg des Norderstedter Kaffees greifbar. „Die Menschen in Bolivien wissen genau, wer sie in Europa gut behandelt“, sagte Voigt.
2003 wurde die Idee „Fairflixt goot!“ in einer Kooperation von Norderstedt Marketing und dem Verein Eine Welt für alle geboren – als erster Stadt-Kaffee in Schleswig-Holstein. Zehn Jahre später ist „Fairflixt goot!“ einer der erfolgreichsten fairen Stadt-Kaffees in Deutschland, der in 30 Geschäften und Supermärkten der Stadt zu haben ist und von etlichen Großabnehmern vorzugsweise aufgebrüht wird. Franz Maletzke vom Weltladen: „Es ging ganz klein los. Die Tüten machten wir noch von Hand fertig. In lustigen ,Klebeorgien’ klebten die ehrenamtlichen Helfer des Weltladens die Etiketten.“ Nun sei der Kaffee eine etablierte Marke des Fairen Handels und strahle nach ganz Deutschland als gutes Vorbild aus.
Was die Vorreiterfunktion des Norderstedter Kaffees angehe, war Dr. Dietmar Fahnert, Nachhaltigkeits-Experte der Landesregierung und Referent vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (Melur), voll des Lobes: „Absolut vorbildlich. Was hier bewegt wurde, hängt auch mit den agierenden Leuten und ihrem Spirit zusammen.“ Zustimmung für fairen Handel und nachhaltiges Wirtschaften gibt es genug. „Aber in Norderstedt gibt es nicht nur Zustimmer, sondern auch Umschwenker und Mitmacher“, sagt Fahnert. Er persönlich trinke Kaffee zum Beispiel nur noch am Wochenende und er mahle sich die Bohnen mit seiner alten Kaffeemühle von Hand. Das sei ein „sinnliches Erlebnis“, sagt Fahnert.
Auf zweifelhaften technischen Komfort auch mal zu verzichten und sich klar zu machen, dass für billige Produkte irgendwo auf der Welt Menschen ausgebeutet werden, das sei gar nicht so schwer. „Wir sind schon eine ganz schön verwöhnte Bande hier in Europa“, sagte Fahnert.
Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote zeigte sich stolz auf das gute Produkt. „Aber auch stolz auf die Unternehmen in unserer Stadt, die den Kaffee in ihren Regalen stehen haben und ihn anbieten. Und auf die Norderstedter Konsumenten, die den Kaffee kaufen und trinken. Denn nur so konnte er zu einem Erfolg werden.“
Für Franz Maletzke beschreibt ein afrikanischen Sprichwort die Quintessenz des Projektes „Faitflixt goot!“: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.