Die Initiative „Elmshorn handelt öko-fair“ kämpft darum, dass sich die Stadt Elmshorn mit dem Titel „Fairtrade-Stadt“ schmücken kann. Voraussetzungen dafür sind zum größten Teil schon erfüllt.
Elmshorn. Biologisch sollen sie sein, klimafreundlich, regional produziert oder fair gehandelt: Immer mehr Menschen wollen wissen, wo die Produkte herkommen, die sie kaufen. Dass Nachhaltigkeit für viele immer wichtiger wird, freut Albert Röhl. Der Inhaber des Weltladens Top 21 in Elmshorn findet aber, das sei noch steigerungsfähig. „Öffentliche Einrichtungen sollten mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt der 65-Jährige.
Vor einem Jahr rief er daher gemeinsam mit seiner Frau Ursula die Initiative „Elmshorn handelt öko-fair!“ ins Leben. Das Ziel: Sie möchten, dass sich Elmshorn für den Titel „Fairtrade-Town“ bewirbt. Der internationalen Kampagne haben sich bisher mehr als 1200 Städte in 24 Ländern angeschlossen. In Deutschland tragen rund 200 Städte, Gemeinden und Kreise den Titel. In Schleswig-Holstein zählen dazu Lübeck, Eckernförde, Norderstedt, Neustadt-Bornstein an der Ostsee und Kiel.
„Der Titel ist an fünf Bedingungen geknüpft, die relativ einfach zu erfüllen sind“, sagt Albert Röhl. So müsste Elmshorn einen Beschluss fassen, wonach bei allen Sitzungen Fairtrade-Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel verwendet wird. Zumindest beim Kaffee ist diese Forderung schon umgesetzt. Ein weiterer Punkt: Eine Gruppe muss die Aktivitäten vor Ort koordinieren. Die sollte sich aus Vertretern der Verwaltung, der Fraktionen, des Einzelhandels sowie aus Kirchen, Schulen und Vereinen zusammensetzen. Auch Einzelpersonen können mitwirken.
Des Weiteren müssen Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomie jeweils mindestens zwei Fairtrade-Produkte anbieten. Bei der Einwohnergröße Elmshorns wären das mindestens zehn Geschäfte und fünf Cafés, Restaurants oder Hotels. „Das ist fast erfüllt“, sagt Röhl. Mindestens eine Schule, ein Verein, eine kirchliche Stelle, alternativ auch andere öffentliche Einrichtungen müssen ebenso Fairtrade-Produkte verwenden und dazu eine Bildungsaktion im Jahr realisieren.
Zweites Ziel der Initiative ist es, dass in Elmshorn ein Beschluss für nachhaltige Beschaffung gefasst wird. Ob die Beschaffung von umweltfreundlichen Büromaterialien, die Verwendung von zertifiziertem Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft bei Mobiliar und Bauten, der Ausschank von fair gehandeltem Kaffee oder Tee bei Sitzungen oder generell der Ausschluss von Waren, die in ausbeuterischer Kinderarbeit entstanden sind: Es gibt vieles, was bei solchen Beschlüssen berücksichtigt werden kann. „Es ist wichtig, dass mit dem Geld auch nach sozialen und ökologischen Kriterien verantwortlich umgegangen wird“, sagt Röhl. Sind die Natursteine, die in den Fußgängerzonen verlegt werden, unter ausbeuterischer Kinderarbeit und Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten in Indien hergestellt worden? Ist in dem Computern der Verwaltung nicht das Metall Coltan aus dem Kongo verwendet worden? Wie energieeffizient sind sie? Das sind Fragen, die sich die Stadt dann stellen müsste.
Mittlerweile hat sich der Kreis der Mitstreiter erweitert: der BUND Kreis Pinneberg, der sein Büro in Elmshorn hat, die regionalen Vertretungen von Ver.di und der IG Metall, die Unicef-Gruppe Elmshorn, Ökumene-Pastor Thorsten Pachnicke vom Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf, Pastorin Maren Schlotfeldt, Leiterin des Frauenwerks beim Kirchenkreis, und Regine Wilms, Mitglied der Grünen im Elmshorner Stadtparlament, haben sich der Initiative angeschlossen. Finanziell wird das Projekt von der Bingo Umweltlotterie unterstützt.
Auch Manuela Kase, Geschäftsführerin des Stadtmarketings Elmshorn, und Thomas Becken von der Wirtschaftsförderung stehen dem Thema sehr positiv gegenüber. „Eine Reihe von Dingen ist schon realisiert worden“, sagt dazu Thomas Becken. „So wird im Rathaus prinzipiell Recycling-Papier verwendet, Schriftstücke werden doppelseitig bedruckt. Es gibt das Jobticket, dazu verschiedene Energiesparmaßnahmen.“ Im Übrigen habe man aus Baufehlern der vergangenen Jahrzehnte gelernt und werde das bei der Bebauung neuer Areale, etwa am Vormstegen, oder bei der Errichtung des neuen Rathauses berücksichtigen. Becken weist darauf hin, dass Unternehmen zunehmend nachhaltige Produktionsweisen praktizierten. Er will sie in seinem Newsletter über die Initiative informieren.
Der Titel „Fairtrade-Town“ wäre ein Imagegewinn und verdeutlicht die Bekenntnis der Stadt zur Nachhaltigkeit. Manuela Kase vom Stadtmarketing will daher ein Händlertreffen nutzen, um das Anliegen der Initiative vorzustellen und mit Vertretern der Geschäftswelt zu diskutieren. Auch der Idee, einen öko-fairen Einkaufsführer herauszugeben, wie schon in Lübeck und Eckernförde geschehen, steht sie aufgeschlossen gegenüber.
Will Elmshorn spätestens 2014 „Fairtrade-Town“ werden, muss die Stadt noch in diesem Jahr einen Antrag stellen. Zwei Jahre lang dürfte sich Elmshorn dann mit dem Titel schmücken und sich dann erneut darum bewerben. Einen Entwurf für einen Antrag hat bereits Regine Wilms, Kollegiumsmitglied von den Grünen, verfasst. Zeitgleich möchte Albert Röhl Vertretern der Stadt eine Petition mit 1000 Unterschriften überreichen. 900 Stimmen hat er bereits zusammen.