Die Stadt hat einen Juristen eingeschaltet, weil unter der Bodendecke des Jungheinrich-Grundstücks Bauschutt lag. Henstedt-Ulzburg hatte es 2006 an die Nachbarstadt veräußert, nachdem es 1999 von privat gekauft wurde.
Henstedt-Ulzburg/Kaltenkirchen. Eine Firmenansiedlung größeren Ausmaßes, ein alter Melkstand und mehrere 100.000 Euro sorgen für Diskussionen – und möglicherweise auch für eine juristische Auseinandersetzung zwischen der Stadt Kaltenkirchen und der Gemeinde Henstedt-Ulzburg. Vor Gericht haben sich die Stadt und die Gemeinde noch nicht wiedergefunden, aber eine Missstimmung ist nicht von der Hand zu weisen.
Darum geht es: Henstedt-Ulzburg hat der Stadt Kaltenkirchen im Jahre 2006 ein Grundstück verkauft, dass sich für die Stadt im wahrsten Sinne des Wortes als wertvoll erwiesen hat. Direkt am Autobahnzubringer hat der Hamburger Gabelstaplerhersteller Jungheinrich ein riesiges Ersatzteillager errichtet, von dem Teile in die ganze Welt versandt werden. Henstedt-Ulzburg hätte dieses Unternehmen selbst gerne auf seinem Gemeindegebiet gehabt, aber diesen Wettlauf hat die Stadt Kaltenkirchen gewonnen.
Zum Spott hat Henstedt-Ulzburg jetzt möglicherweise auch den Schaden. Denn das Grundstück wurde der benachbarten Stadt offenbar nicht in einem einwandfreien Zustand verkauft. Denn Kaltenkirchen musste zunächst 160.000 Euro zahlen, damit ein Teil des Grundstückbodens ausgetauscht werden konnte. Erst bei Erschließungsarbeiten wurde nämlich festgestellt, dass unter der Oberfläche Bauschutt gelagert war. Die Rekonstruktion dieses Schutts hat ergeben: An dieser Stelle stand einst ein Melkstand. Der wurde offenbar abgerissen, das Baumaterial aber nicht ordnungsgemäß entsorgt, sondern einfach an Ort und Stelle gelassen und mit Erde abgedeckt.
Für Henstedt-Ulzburg peinlich, für Kaltenkirchen ärgerlich. Denn die Stadt stand vor der Wahl: Entweder es wird ein Baustopp gegenüber Jungheinrich ausgesprochen oder Stadt tritt in Vorleistung, lässt den Bauschutt beseitigen und den Boden verfüllen. Inzwischen weiß jeder, was geschehen ist. „Wir haben die Fläche bereinigt“, sagt Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause. „Ich bin verpflichtet, die Sache aufzuklären, wir haben einen Juristen mit dem Fall beauftragt.“ Er ahnt, dass es ein komplizierter Fall sein wird.
Kaltenkirchens Bürgermeister ist ein vorsichtiger Mann und hält sich bedeckt, wie hoch die Forderung an die Gemeinde Henstedt-Ulzburg ist. Henstedt-Ulzburgs stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf nimmt in dieser Hinsicht kein Blatt vor den Mund: In öffentlicher Sitzung hat sie bereits vor einiger Zeit verkündet, dass 160.000 Euro im Raum stehen. Die näheren Umstände dieser Angelegenheit allerdings sprach auch sie nicht an.
Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg hat die jetzige Jungheinrich-Fläche im Jahre 1998 aus privater Hand erworben – in politischen Kreisen wird von 2,50 Euro pro Quadratmeter gesprochen. Der Vertrag war allerdings mit einer Nachbesserungsklausel versehen: Sollte das Grundstück eines Tages zu Bauland umgewidmet werden, so müsse weiteres Geld an den Veräußerer fließen. Diese Kaufpreisnachbesserungsklausel wurde von der Stadt Kaltenkirchen übernommen. Über die Höhe ist nichts bekannt, es gilt allgemein diese Formel gehandelt: Mehr als 2,50, aber weniger als zehn Euro. Das hat der Gutachterausschuss des Kreises Segeberg ermittelt. Dieses Geld wurde dem Vorbesitzer des Grundstücks im Jahre 2009 ausgezahlt.
Aber es gibt weitere Forderungen an die Stadt Kaltenkirchen: Ein privater Gutachter hat eine höhere Kaufpreisnachbesserung ermittelt. Die Stadt Kaltenkirchen hat bislang jegliche Nachverhandlung abgelehnt.
Stattdessen will Kaltenkirchen die Ausgaben für die Entsorgung und der Neuverfüllung des Bodens ersetzt haben – und zwar von der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, die Rechtsnachfolgerin des ursprünglichen Eigentümers ist.