„John Robin ist einer der jungen Wilden der Musik, und das ist sehr erfrischend“, sagt Frank Engelke, Dirigent des Orchesters, das zur Musikschule Norderstedt gehört.

Norderstedt. Schüchtern kommt er auf die Bühne, lächelt verlegen, rückt sein Fußbänkchen zurecht. Doch dann schlägt er die Saiten seiner Gitarre an, der Körper strafft sich, die Mimik versinkt in Musik, und John Robin Bold wird eins mit seinem Instrument. Der Solist des Konzerts des Norderstedter Sinfonie-Orchesters im Kulturwerk Norderstedt verlangt sich und dem Laien-Orchester einiges an Einfühlungsvermögen ab mit Alexandre Tansmans Concertino für Gitarre und Orchester.

„John Robin ist einer der jungen Wilden der Musik, und das ist sehr erfrischend“, sagt Frank Engelke, Dirigent des Orchesters, das zur Musikschule Norderstedt gehört. Tansman, ein jüdischer Komponist, schrieb das Stück 1945, nachdem er endlich auf seiner Flucht vor dem NS-Regime in den USA angekommen war. Die Spuren dieser Flucht finden sich im Concertino wieder, es wurde allerdings erst 1995 in Danzig uraufgeführt. John Robin Bold durfte es 2012 zur deutschen Erstaufführung bringen.

Noch zurückhaltend ging der 18-Jährige das Introduzione und sogar die Toccata an, gut vom Orchester unter Engelkes Leitung unterstützt. Im Intermezzo gelang dem Geigensatz die fahlen Töne gut, flankiert vom zupackenden Klang der Celli, während Bold mit der Gitarre melancholische Akzente setzte und Tansmans Lautmalerei im fast russischen Ton folgte. Im Finale aber zeigte der Solist noch einmal sein ganzes Können auf der Gitarre.

John Bold holte sich mehrfach Bundespreise des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, wurde mit dem Charlotte-Paschen-Musikpreis in Norderstedt und dem Henstedt-Ulzburger Jugendkulturpreis der Manke-Stiftung ausgezeichnet.

Das Orchester eröffnete das Konzert mit der sinfonischen Dichtung „Eine Steppenskizze aus Mittelasien“ von Alexander Borodin. Diese Steppenskizze blieb auch flach wie die Steppe und brachte weder das von Borodin ausdrücklich geforderte Pferdegetrappel zum Ausdruck noch orientalische Klänge. Zwar sollen sich die Töne in den Lüften der Steppe verlieren. Aber nicht von Anfang an.

Sicherer und fester im Zugriff erklang Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 1 in C-Dur, Opus 21, mit der der Komponist neue Maßstäbe in der Musik seiner Zeit setzte.

Einem gut empfundenen Cantabile folgte ein fast exaktes Menuetto. Das Allegro im dritten Satz kam mit Verve, wurde voll Vergnügen und mit viel Esprit gespielt. Mit diesem Zutrauen ins eigene Spiel hätte auch der Borodin inspirierter geklungen. Dem gefühlvollen Adagio ließ das Orchester unter der zupackenden Leitung Engelkes ein vergnügliches, schnelles Allegro folgen.

Zugabe? Nach einem gut gespielten Beethoven völlig überflüssig. Diese wie selbstverständlich geforderten kostenlosen Spiele können ein gut aufgebautes Programm sogar empfindlich stören.