Liebesschwur: Die Paare der Stadt dokumentieren ihre Liebe jetzt mit Sicherheitsschlössern an der Fußgängerbrücke über dem Gewässer.

Norderstedt. Uschi und Uwe. Colleen und Thomas. Angelika und Peter. Schwer verliebte Norderstedter Paare. Und zwar so sehr, dass sie es der ganzen Welt mitteilen möchten. Dafür gibt es heute eigentlich das Internet. Aber auch einen herrlich romantischen Weg: Das Liebesschloss.

Die Verliebten der Stadt haben Norderstedt jetzt auf die romantische Weltkarte gebracht. Die lange Fußgängerbrücke über dem Stadtparksee ist nun wie viele Brücken weltweit zu einem Ort der Liebesbekundung geworden. Die Paare hängen massive und in der Regel bunte Sicherheitsschlösser an die Gitter der Brücke. In das Metall der Schlösser wurden vorher die Namen und ein persönliches Datum der Verliebten eingraviert. Der Schlüssel des Schlosses wird in der Regel gleich in den See geschmissen - auf das niemand das Schloss mehr lösen kann. Fertig ist der Liebeschwur für die Ewigkeit.

Wer das Internet-Nachschlagewerk Wikipedia bemüht, erfährt, dass die genaue Herkunft der Liebesschlösser unklar ist. Da die Schlösser aber mit dem italienischen Namen Lucchetti dell'Amore in Europa bekannt sind, wird angenommen, dass die ersten Schlösser an der berühmten Ponte Vecchio in Florenz angebracht wurden. Absolventen einer Sanitätsakademie hatten die Angewohnheit, am Ende ihrer Ausbildungszeit die Vorhängeschlösser ihrer Spinde an die Gitter des Ponte Vecchio zu hängen. Verliebte ahmten das nach. In Rom an der Milvischen Brücke, in Köln an der Hohenzollernbrücke. In Russland, Ungarn und Litauen gibt es den Brauch schon länger. In Südkorea ist der Zaun einer 133 Meter hohen Aussichtsplattform des N Seoul Tower vor lauter metallenen Liebesschwüren schon gar nicht mehr zu sehen.

Die Stadtpark-Macher freuen sich über die Beliebtheit der Brücke

Als im Stadtpark etwa im Juli das erste Schloss an der Brücke auftauchte, wunderte sich Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers. Als immer mehr davon an den Gittern der Brücke hingen, freute er sich. "Es ist doch eine schöne Sache, dass die Leute diesen Ort offenbar so schön finden, dass sie sich hier ihre Liebe bekunden." Mittlerweile hängen die Schlösser nicht nur an der Brücke. Auch an den Gittern der Gabionenwand entlang des Rundwegs um den Stadtparksee sind die Schlösser zu finden. "Wir müssen natürlich schon sehen, dass die Leute mit den Schlössern nicht für Beschädigungen an der Brücke sorgen", sagt Evers. Wer die Schlösser anbringe, solle darauf achten, dass die Gitter nicht verbogen werden und dass kein Lack abplatzt. Ansonsten habe die Stadtpark GmbH keine Probleme mit dem Brauch und wird das Treiben der Verliebten nicht stören. "Schön wäre nur, wenn die geschiedenen Paare nicht anfangen, ihre Schlösser wieder abzuflexen."

Ob es denn auch kein Problem sei für die Umwelt, wenn die Paare die Schlüssel der Schlösser nach einem innigen Kuss in den Stadtparksee schmeißen? Dazu Evers: "Diese Diskussion sollten wir gar nicht erst führen." Man muss ihm Recht geben. Das wäre ganz furchtbar unromantisch.

Der Sicherheits-Einzelhandel macht gute Geschäfte mit der Liebe

Die heißen Gefühle der Paare bescheren dem Sicherheits-Einzelhandel heiße Geschäfte. Die Mister-Minit-Kette macht mit den Schlössern mittlerweile vier Prozent ihres Gesamtumsatzes. Der Norderstedter Einzelhändler Fitz-Sicherheitstechnik an der Ulzburger Straße hat die Lucchetti dell'Amore in breiter Vielfalt im Angebot. "Es kommen regelmäßig Kunden, die die Liebesschlösser nachfragen", sagt Christian Küch. Für 24,75 Euro bietet Fitz ein schmuckes Sicherheitsschloss in Rot, Grün oder Blau. "Inklusive einer hübschen Gravur, Namen, Daten und Herzchen dazu", sagt Küch. Für Heiko Zedler, der seit mehr als 20 Jahren seinen Schuhreparatur- und Schlüsseldienst in der Europapassage am Herold-Center betreibt, sind die Liebesschlösser mittlerweile das allerschönste Geschäft. "Diese Kunden sind mir die liebsten." Die roten Schlösser eines namhaften Herstellers gehen am besten. "Wenn es um die Liebe geht, will sich ja keiner lumpen lassen", sagt Zedler. Für 27 Euro gibt es das Schloss der Liebe samt Gravur bei ihm.

Bei den Norderstedtern, die im Stadtpark an den Schlössern vorbeilaufen, werden unterschiedliche Gefühle ausgelöst. "Herzerweichend romantisch!", sagt eine Joggerin im Vorbeilaufen auf die Frage, wie sie die Liebesschlössern denn so findet. Chantal Kachar, 31, die im Auftrag von Pütz Security im Stadtpark nach dem Rechten schaut: "Irgendwie ja ganz nett, aber schon ziemlich kitschig." Witzig sei es allerdings zu beobachten, wie viel oder wie wenig Sorgfalt die Liebenden auf ihren Schlossschwur verwenden. Chantal Kachar: "Einer hat einfach nur mit Edding auf so ein hässliches Baumarktschloss gekritzelt!"

Wir wollen die Geschichten hinter den Schlössern rund um den Stadtparksee erfahren! Erzählen Sie dem Abendblatt Ihre Schlossgeschichte. Die schönsten Episoden wollen wir in unserer Zeitung veröffentlichen. Die perfekte Möglichkeit, um den Liebesschwur vor aller Welt noch mal zu erneuern. Schreiben Sie eine E-Mail an norderstedt@abendblatt.de oder rufen Sie an bei Redakteur Andreas Burgmayer unter Telefon 040/300 620 104.