Der Vorstoß von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sorgt auch in der Stadt Norderstedt für kontroverse Diskussionen.
Norderstedt. Der Vorstoß von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, den Städten und Gemeinden künftig freie Hand bei der Einführung von alten oder auch neuen Autokennzeichen zu geben, sorgt landauf, landab für kontroverse Diskussionen. Während die einen das Ansinnen des Ministers für eine Schnapsidee halten und fürchten, das große Buchstaben-Chaos könnte bald auf bundesdeutschen Straßen ausbrechen, halten die anderen die Idee des CSU-Mannes für durchaus geeignet, den Autofahrern in Sachen "Heimatverbundenheit, Heimatliebe und Identifikation" (Ramsauer) einen guten Dienst zu erweisen.
Auch in der Stadt Norderstedt gehen die Meinungen auseinander. Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote gehört zu denen, die den Ramsauer-Vorschlag richtig gut finden: "Norderstedter Kennzeichen würden sicherlich dazu beitragen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger mehr mit ihrer Stadt identifizieren können", sagt er. "Ein besseres Standortmarketing kann man sich nicht vorstellen."
Bei der Kfz-Zulassungsstelle an der Oststraße hält man sich dagegen bedeckt. Zu der Idee, dass die Norderstedter vielleicht schon bald mit einem NO-Nummernschild unterwegs sein könnten, wollte man sich nicht äußern. Sascha Emmel wiederum, der an der Oststraße Kfz-Kennzeichen prägt, sieht eine mögliche Gesetzesänderung gelassen. "Ob ich SE oder NO präge, ist mir egal. Wir haben ohnehin alle Prüfungen, Genehmigungen und Buchstaben und können somit jede Kombination anfertigen", sagt er und fügt dann noch hinzu. "Ich frage mich nur, ob die Politiker nichts anderes haben, worüber sie diskutieren können."
+++ Eine lokalpatriotische Botschaft +++
Auch die Bürger haben unterschiedliche Meinungen: "Mir ist das eigentlich egal", sagt Yannah-Laura von Seth. Die Ergotherapeutin interessiert es wenig, ob auf ihrem Kennzeichen Dorf, Gemeinde oder Landkreis abgekürzt werden. "Noch mehr unterschiedliche Buchstabenkombinationen machen das System nur komplizierter", glaubt sie. Die Buchstaben in der Mitte des Kennzeichens sind für die 25-Jährige wichtiger. Auf ihrem eigenen Kennzeichen hat sie - wie so viele Autofahrer - ihre Initialien einprägen lassen.
Die Norderstedterin Janina Reusche hingegen sympathisiert mit dem Vorschlag des Bundesverkehrsministers. "Ein Nordersteder Kennzeichen finde ich individueller als das eines Kreises", sagt die 27-jährige Altenpflegehelferin.
Gerne zeigen, wo sie herkommt, das mag auch Beate Simon. Die 46-Jährige Rathaus-Mitarbeiterin findet ein NO als Abkürzung auf ihrem Kennzeichen eine gute Idee. "Es ist doch auch mit den Telefonnummern schon ein Durcheinander, seit man die beim Umzug mitnehmen darf. Dann können wir auch gerne neue Kennzeichen einführen", sagt sie.
+++ Freie Kennzeichenwahl für Kreise und Städte +++
Anderer Meinung ist Wolfgang Fritz. Der 48-Jährige besitzt zwar selbst kein Auto, findet das momentane System aber gut. "Wir brauchen keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in diesem Bereich", sagt er. "Vor einiger Zeit wurden erst die ganzen unterschiedlichen Kennzeichen zu Kreisen zusammengefasst. Diese Reform müssen wir jetzt nicht wieder rückgängig machen."
Auch Bettina Suarez fragt sich, ob die neue Reform wirklich sinnvoll ist. "Ich habe lange in England gelebt, da konnte man am Nummernschild überhaupt nicht erkennen, wo jemand herkam. Hier finde ich die Einteilung in Kreise sinnvoll, um Ortsfremde leicht erkennen zu können. Dann hupe ich auch nicht sofort, wenn jemand langsam suchend durch die Gegend fährt", sagt die 39-jährige Lehrerin. Die Gesetzesänderung würde nur viel Geld kosten, ist sie sich sicher.
Ganz diplomatisch äußerte sich im Übrigen Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer: Er unterstützt die Idee, möchte aber hohe Verwaltungsgebühren und vermehrte Bürokratie vermeiden.