Immer mehr Autos fahren mit Pinneberger Kennzeichen durchs Land. Zulassungsstelle meldet Neuwagen-Boom. 211.143 gemeldete Fahrzeuge.
Kreis Pinneberg. Über solche Kunden freut sich der Autohändler: Jens Weyers bestellte Ende vergangenen Jahres gleich drei Neuwagen beim Pinneberger Autohaus Dirk Reimers. Der Architekt aus der Kreisstadt war von den Vorzügen des Seat Ibiza dermaßen angetan, dass er jeweils auch für seine Ehefrau und seinen Vater den sparsamen Kleinwagen orderte. Pünktlich vor Weihnachten wurden die spanischen Pkw ausgeliefert.
Der Autokauf im Dreier-Pack trug dazu bei, dass es mit den Neuwagenzulassungen im Kreis Pinneberg wieder kräftig aufwärts geht. Die aktuelle Statistik der Zulassungsstelle der Kreisverwaltung verzeichnet auch deshalb einen neuen Rekord im Gesamtbestand der Fahrzeuge. So viel PI gab es noch nie: "Ende des vergangen Jahres waren 211 143 mit dem Pinneberger Kennzeichen angemeldet", sagt Fachdienstleiter Uwe Mohrdiek.
Der Leiter der Zulassungsstelle freut sich, dass es nach der Delle im vergangen Jahr wieder bergauf geht. 2010 hatten sich noch die Folgen der Abwrackprämie bemerkbar gemacht. Weil im Vorjahr so viele Käufer den Verschrottungsbonus in Höhe von 2500 Euro in Anspruch genommen hatten und neue Autos kauften, gab es 2010 rund 25 Prozent weniger Neuzulassungen im Kreis Pinneberg.
+++ So viele PI-Kennzeichen wie nie +++
Jetzt verzeichnet Mohrdiek einen echten Boom: Mit 13 525 Neuwagen, die mit dem Pinneberger Kennzeichen beschildert wurden, legte die Statistik 2011 um 11,8 Prozent zu. Der Fachdienstleiter sieht in der positiven Wirtschaftsentwicklung die Ursache für die erhöhte Nachfrage nach Neuwagen. "Die Menschen sind wieder bereit, ihr Geld für Anschaffungen auszugeben", sagt Mohrdiek. Doch der Fachdienstleiter geht davon aus, dass es in diesem Jahr nicht wieder einen derartig kräftigen Zuwachs wie 2011 geben wird. "Ich hoffe, wir können das Niveau in etwa halten."
Den guten Zuwachs in 2011 bestätigt auch der Autohandel im Kreis Pinneberg. Die Toyota-Filiale des Multimarkenhändlers Dello in Rellingen machte im vergangenen Jahr einen deutlichen Schritt nach vorn. "Wir haben trotz der Folgen des Atomunglücks in Fukushima noch 25 Prozent mehr Neuwagenverkäufe als im Vorjahr gehabt", sagt Toyota-Gesamtverkaufschef Matthias Gerleit.
Der Standort am Halstenbeker Weg ist so attraktiv, dass Dello eine weitere Marke dort ansiedeln will. Im Sommer soll ein Ford-Betrieb eröffnet werden.
Mit Ford handelt unter anderem auch Gunther Grave, Geschäftsführer von Centro-Thomsen. Der Halstenbeker Betrieb ist nur wenige 100 Meter von Dello entfernt. "Konkurrenz belebt das Geschäft", sagt der Automobilkaufmann optimistisch. Die Marken Ford und Fiat haben nach seinen Worten bei den Neuwagenverkäufen um zehn bis zwölf Prozent zugelegt. Alfa Romeo schnitt etwas spärlicher ab, konnte aber den Vorjahresstand halten. Seat-Händler Reimers bezeichnet 2011 als ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr. Renner waren vor allem die Modelle Ibiza und Leon sowie im höherpreisigen Bereich der Familien-Van Alhambra. "Mit 25 Prozent Zuwachs liegen wir deutlich über den Zahlen der Zulassungsstelle", sagt Dirk Reimers.
Im Fachdienst Zulassung hatten die Mitarbeiter auch mit den Umschreibungen von Gebrauchtwagen gut zu tun. Wurden 2010 noch 28 540 Gebrauchte umgemeldet, so legte das Second-Hand-Geschäft im vergangenen Jahr mit 30 621 Ummeldungen um 7,2 Prozent zu.
Auch Kurzzeitkennzeichen waren gefragt. Diese Schilder sind erforderlich, um abgemeldete Fahrzeuge bei Probefahrten oder Ortswechseln vorübergehend im Straßenverkehr bewegen zu können. Immer mehr ausländische Kunden, vor allem aus Polen, Rumänien und Russland, benutzen die Kurzzulassungen, um im Kreis Pinneberg gekaufte Fahrzeug in ihr Heimatland zu überführen. Die Einkaufstouren sind bei Privatkäufern sehr beliebt, weil in den früheren Ostblockländern Gebrauchtwagen sehr viel teurer als in Deutschland sind. Im vergangenen Jahr wurden 6772 Kurzzeitkennzeichen ausgegeben, knapp 18 Prozent mehr als im Vorjahr.