50 Politiker und Segebergs Landrätin machen Druck und fordern den Ausbau der AKN-Strecke von Kaltenkirchen nach Hamburg-Eidelstedt
Kreis Segeberg. Der Druck wächst. 50 Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und die Landrätin des Kreises Segeberg haben die Forderung bekräftigt, dass die AKN-Strecke zwischen der Stadt Kaltenkirchen und Hamburg-Eidelstedt ausgebaut und elektrifiziert wird. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Züge künftig bis zum Hamburger Hauptbahnhof durchfahren können, ohne dass die Fahrgäste in Eidelstedt von der AKN in die S-Bahn steigen müssen.
Die Vertreter der in der Arbeitsgemeinschaft AKN Linie 1 zusammengeschlossenen AKN-Anlieger-Kommunen Bad Bramstedt, Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg, Ellerau, Quickborn, Hasloh und Bönningstedt appellieren in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung an den Aufsichtsrat der AKN, nun die Mittel für die nächsten Schritte zur Realisierung des Millionenprojektes bereitzustellen.
Voraussichtlich zirka 50 Millionen Euro wird die Modernisierung des etwa 30 Kilometer langen Streckenabschnitts kosten. Das Geld ist nötig, damit der Fahrdraht (Oberleitung) gezogen und die Bahnsteige an den veränderten Betrieb angepasst werden können, denn: Die alten AKN-Dieseltriebwagen sollen durch moderne S-Bahn-Züge ersetzt werden. Der Betrieb wird ausgeschrieben. Dafür müssen fast alle Bahnsteige von 110 Meter auf 138 Meter verlängert und um 20 Zentimeter erhöht werden.
Der gemeinsame Appell richtet sich vor allem an die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein, die beiden Anteilseigner der AKN, die sich bisher schwer tun mit dem Vorhaben. Allerdings zur Freude der Arbeitsgemeinschaft Geld für die Vorentwurfsplanung zur Verfügung gestellt haben. 100 000 Euro bekommen die externen Gutachter, die prüfen, ob die Strecke auch wirklich elektrifiziert werden kann. Die AKN geht davon aus, sonst mache das Projekt keinen Sinn. Das Ergebnis soll in vier Wochen vorliegen.
Mehr Sorgen macht AKN-Vorstand Klaus Franke die nächste Hürde, die Kosten-Nutzen-Analyse. "Dafür brauchen wir Fahrgastzahlen vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV), doch die liegen immer noch nicht vor, obwohl sich damit seit Monaten eine Arbeitsgruppe beschäftigt." Landrätin Jutta Hartwieg will Druck machen: "Ich sitze im HVV-Aufsichtsrat und werde den Verantwortlichen mal kräftig auf die Füße treten."
Die Chefin der Segeberger Kreisverwaltung gab ein klares Bekenntnis zur Modernisierung der Strecke ab. "Das ist eine wichtige Achse, die bei der Förderung durch Bund und Land nicht hinten runterfallen darf." Die Strecke biete im Vergleich zu den anderen Achsen von Hamburg ins Umland das höchste Wachstumspotenzial. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Fahrgastzahl von 1,8 Millionen pro Jahr im Jahr 2005 mit einem modernen Zugbetrieb verdoppeln lässt.
Die S-Bahn sei eine Qualitätsmarke für die Metropolregion, zu der man Ja sagen müsse. Sie gleite leise dahin und biete den Fahrkomfort, den die alten Dieseltriebwagen nicht mehr erreichen können. Die Windparks im Norden könnten den Strom für die neuen Züge liefern, auch der Klimaschutz spreche für die Modernisierung der Bahnflotte. "Spätestens 2017 müssen wir unsere Triebwagen ersetzen", sagte AKN-Chef Franke.
Bis dahin könnten sie mit entsprechendem Aufwand instand gehalten werden. "Gerade als Umwelthauptstadt sollte Hamburg auch hier Zeichen setzen", sagte Hartwieg, die auch auf gute Verbindungen als Standortfaktor hinwies. Die Arbeitsgemeinschaft nennt in ihrem Appell ein weiteres Argument: Wenn die A 7 auf sechs Spuren ausgebaut wird, sei ein leistungsfähiger Nahverkehr unverzichtbar. Staus wegen der Bauarbeiten könnten reduziert werden, wenn Autofahrer die Bahn nutzen.
Natürlich sei die Materie komplex, und es sei verständlich, dass Verantwortliche zögerten, weil sie eine Kostenexplosion befürchteten. "Aber diese beeindruckende Unentschlossenheit muss ein Ende haben", forderte die Landrätin. Wenn man etwas wolle, müsse man dazu stehen und das auch durchsetzen. Unentschlossenheit verzögere das Projekt. "Wir müssen zusehen, dass wir in die Bundesförderung für die Jahre 2015 bis 2019 reinkommen", sagte Franke. Dann beteilige sich der Bund mit 60 Prozent an den Kosten für den Streckenausbau. Weitere 15 Prozent steuere das Land über regionale Fördermittel bei. "Der Bund hat quasi eine Förderzusage gegeben, wenn wir vorher unsere Hausaufgaben erledigen", sagte Franke.
Dass das Land Schleswig-Holstein auf die Bremse tritt, erklärt sich durch den maroden Landeshaushalt. Hamburg wiederum fürchtet offenbar um die Zuschüsse für seine anderen Nahverkehrsprojekte wie den Ausbau der S 4 bis Ahrensburg. Da setzt Elleraus Bürgermeister Eckart Urban, Gastgeber des Treffens im Bürgerhaus, auf den Regierungswechsel. Er las einen Antrag der Sozialdemokraten aus Oppositionszeiten vor, in dem sie genau den Streckenausbau forderten, den auch die Arbeitsgemeinschaft will. Damals sei der Antrag im Sande verlaufen. "Nun aber ist die SPD Regierungspartei und hat die Chance, sich zu dem Projekt zu bekennen", sagte Urban, selbst SPD-Mitglied.