Brigitte und Herbert Gerisch haben einen neuen Ort der Kunst geschaffen
"Wir leben hier, wir arbeiten hier." Vom Wohnzimmer hat das Ehepaar Brigitte und Herbert Gerisch einen Blick, der weit in den Garten der Stiftung reicht. Dort, wo die beiden einen neuen Ort für die Kunst geschaffen haben, leben sie, gestalten sie und weichen auch manchmal zurück. Dort, wo früher Schwimmbad, Sauna und Autos in den Garagen, haben die Stifter Platz für die Kunst gemacht. "Wir wohnen uns hier langsam heraus", sagt der 88 Jahre alte Herbert Gerisch lachend. Jetzt bleibt ihm und seiner Frau ein Wohnhaus mit edlem Ambiente und den Blick auf ihr Kunstprojekt, das sie mit einem Stiftungskapital von 18 Millionen Euro ausgestattet haben.
Die Gerischs haben ihr privates Vermögen in die Stiftung gesteckt. "Wir haben uns immer der Allgemeinheit verpflichtet gefühlt", sagt Herbert Gerisch, der jahrelang als CDU-Abgeordneter im Kieler Landtags saß, in den 60er-Jahren mit seinem internationalen Bauimperium erstmals die Umsatzmarke von einer Milliarde Mark knackte und in seinen Büros die ersten Ausstellungen organisierte.
Vor 20 Jahren, als er vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechselte, entwickelte er erstmals die Idee, eine Stiftung zu gründen und der Kunst vor der Haustür freien Raum zu geben. Dabei fiel auch der Blick auf die seinerzeit verwahrloste benachbarte Villa Wachholtz, die Gerisch vor Jahrzehnten noch abreißen lassen wollte, um dort gewinnbringende Apartmenthäuser zu bauen. 2001 war es dann soweit: Die Gerisch-Stiftung wurde gegründet. Ihm zur Seite stand dabei seine Frau Brigitte, die für die Galerien zwischen Basel und New York unterwegs ist und leidenschaftlich Kunst sammelt. Das Paar kennt sich seit 30 Jahren, vor zehn Jahren haben die beiden geheiratet. "Wenn man sich von der Erde verabschiedet, was hat man dann von großen Konten?", fragt Gerisch, der täglich in den Gärten unterwegs ist. "Es gibt nichts Schöneres, als bis zum letzten Atemzug gestalten zu können." Außerdem halte die Arbeit ihn fit: "Man muss die Ganglien in Schwung halten." Er brauche die Auseinandersetzung. "Es reicht nicht aus, das Leben nur zu genießen."
Sie freue sich daran, anderen Menschen Freude zu bereiten, sagt seine Frau. Ihre Motive seien jedoch nicht nur altruistisch. "Wir arbeiten gern hier." Ein anderes Leben könne sie sich nicht mehr vorstellen. Schon immer seien Ästhetik, Fantasie und Kreativität wichtige Aspekte ihres Lebens gewesen, sagt Brigitte Gerisch. Besonders liebt die Stifterin die Werke der italienischen Renaissance und zeitgenössische Kunst.