“Das macht wütend und traurig“, sagt der Chef der Polizeigewerkschaft. Die Politik müsse jetzt dringend handeln.

Kreis Segeberg. Die Nachricht ist besorgniserregend: Die Polizei kommt mit ihrem Personal kaum noch zurecht. "Neben dem immer anspruchsvoller werdenden Tagesgeschäft belasten insbesondere die Sondereinsätze", sagt der Kreisvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Ernst Meißner. Der Chef der Polizeidirektion, der für die Kreis Segeberg und Pinneberg zuständig ist, sieht die Lage ähnlich. Heinz Parchmann sprach von einem explosionsartigen Anstieg der Veranstaltungen und Einsätze. Manche der 840 Kollegen in den Kreisen Segeberg und Pinneberg hätten zwischen April und September nicht ein einziges komplett freies Wochenende gehabt.

Besonders der Anstieg der Großeinsätze macht den Beamten zu schaffen. Für Einsätze bei Fußballspielen und Demonstrationen in Norddeutschland, aber auch für große Volksfeste muss die Direktion ihre Hundertschaft teilweise oder sogar komplett mobilisieren. Die Folge: Das Personal fehlt in den örtlichen Dienststellen. Erst vor kurzem waren die Beamten in Gorleben.

Parchmann rechnet vor, dass in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 413 größere Einsätze für die Direktion anstanden, davon elf an Wochenenden. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2007 waren es nur 265 (sieben). Außerdem kommt es immer wieder vor, dass die Direktion bei der Einsatzhundertschaft der Landespolizei in Eutin aushelfen muss. Regelmäßig fehlen dann weitere 19 Beamte. Werden beide Hundertschaften alarmiert, gleiche das fast einem GAU, sagt Meißner. In den Dienststellen müsse endlos umstrukturiert werden, um den Regeldienst aufrecht zu erhalten. Außerdem fehlten für die Betreuung der Autobahn 21 zwei Beamte. "All dieses zermürbt, macht wütend und zugleich traurig", sagt der DPolG-Vorsitzende.

Meißner fordert, die Eutiner Hundertschaft personell so auszustatten, dass nicht ständig 19 Beamte aus den Kreisen abgezogen werden. Meißner: "Die Verantwortung liegt in der Politik."

Ein Lösung, mit der auch Parchmann sympathisiert: "Das würde die Direktion entlasten." Das Problem des Personalbestandes in der Landespolizei bedürfe seit Jahren einer Lösung. "Wir zeigen bei jeder Gelegenheit dem Landespolizeidirektor und dem Innenminister die Probleme auf", sagte der Leitende Polizeidirektor. Mit 562 000 Einwohnern in beiden Kreisen und einer großen Fläche sei die Direktion stark belastet. Es stelle sich jedoch nicht nur die Frage des Personalbedarfs, sondern der Verteilung der Beamten innerhalb Schleswig-Holsteins.

Parchmann betonte jedoch, dass die polizeiliche "Grundversorgung" gewährleistet sei.