In der letzten Woche wurde viel über den Amokläufer von Winnenden gesprochen. Als ich die Nachrichten zum ersten Mal hörte, war ich entsetzt. Mir...

In der letzten Woche wurde viel über den Amokläufer von Winnenden gesprochen. Als ich die Nachrichten zum ersten Mal hörte, war ich entsetzt. Mir ging es wie vielen anderen, dass ich es gar nicht fassen konnte.

Eine Schule wie diese Albertville-Realschule ist ein so alltäglicher Raum. Jeden Morgen sieht man die Schulkinder mit ihren Ranzen, ihren Fahrrädern unterwegs. Das Schulbrot ist gepackt, der Stundenplan wird noch mal angesehen. So gehen sie aus dem Haus, und natürlich erwarten wir sie mittags wieder zurück.

Die Medien zeigen uns den Schock und die Trauer in Winnenden. Eine Großmutter erzählt, dass ihre Enkelin die Freundin verloren hat. "Sie ist ganz stumm. Man kann gar nicht mit ihr reden. Aber man kann es ihr ja auch nicht erklären. Das kann doch Gott gar nicht zu lassen."

Manches wird bekannt über die psychologischen Hintergründe des Täters, über sein Umfeld. Die allzu leicht zugängliche Pistole seines Vaters. Computerspiele, in denen er als Ego-Shooter auftrat. Gab es ein Motiv? Für einen Jugendlichen wirkt er nicht so ungewöhnlich. Offenbar ist der Schritt von der Gewalt am Bildschirm zum Amoklauf in der Wirklichkeit manchmal nicht groß. Wir erinnern uns 2002 in Erfurt, 2006 in Emstetten gab es einen ähnlichen Zusammenhang. In der Phantasiewelt am Computer, in vielen Video- und Fernsehfilmen ist das Ausleben von Gewalt selbstverständlich und positiv besetzt.

Mit den Bildern und Geschichten der Bibel finden wir eine andere Sichtweise, wie sie Jesus uns vorgelebt hat. Jetzt in der Passionszeit erinnern wir uns daran, dass Jesus von Soldaten mit Schwertern und Stangen gefangen genommen wurde. Jesus hat nicht mit Waffen gekämpft und sich verteidigt. Wie Jesus bis zum Ende die Gewalt der Kriegsknechte erleidet und dennoch im Sterben von einem römischen Hauptmann als Gottes Sohn erkannt wird, bezeugt die Ohnmacht und die Kraft unserer christlichen Religion.

In den Gesprächen über Winnenden geht es auch um Orientierung. Was wir Erwachsene den Jugendlichen eigentlich an Inhalte weitergeben. Vielleicht ist es Zeit, dass wir selbst das Konzept von Gewaltverzicht viel ernster nehmen, von dem Passionsgeschichte uns allen erzählt.