Harburg. Über Nacht: In den Gebäuden und auf dem Gelände Unterbringungsmöglichkeiten für bis zu 1500 Flüchtlinge geschaffen werden

Hamburgs Innenbehörde hat die zum Handelshof gehörenden Gebäude des seit März leer stehenden Selgros-Großmarkts an der Schlachthofstraße 3 gestern durch Angebot oder möglicherweise auch durch Androhung von Beschlagnahme in die Vermietung übernommen. Kurzfristig sollen in den Gebäuden und auf dem Gelände Unterbringungsmöglichkeiten für bis zu 1500 Flüchtlinge geschaffen werden. Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde, gab gestern dazu noch keine offizielle Stellungnahme ab, weil die Mietverträge noch nicht unterzeichnet waren. Angekündigt war allerdings, dass bereits bis zum Abend bis zu 350 Flüchtlinge in dem Selgros-Gebäude untergebracht werden sollten.

Der Kreisverband Harburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist aufgefordert, die Betreuung der Menschen und der Einrichtung zu übernehmen. Harald Krüger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands: „Es müssen kurzfristig Betten bereitgestellt werden, außerdem müssen Caterer mit der Essensversorgung beauftragt werden, ebenso ist für die neue Einrichtung wichtig, Sicherheitspersonal abzustellen, langfristig auch Hausmeister und zusätzliches Verwaltungspersonal. Wir arbeiten personell bereits am Limit. Mitarbeiter rekrutieren wir schon lange nicht mehr allein aus dem Bereich der Sozialpädagogik. Inzwischen beschäftigen wir auch Juristen oder auch Islamwissenschaftler für die Leitung und Betreuung der Einrichtungen.“ Weil zwei Unterkünfte in Stellingen und Schnelsen noch nicht fertiggestellt sind, kann Krüger von dort zwei Mitarbeiter übernehmen. Das Selgros-Gebäude – zuvor Fegro – ist erst sechs Jahre alt.

Eine erfreuliche Nachricht kam gestern auch aus der Harburger Bezirksverwaltung. 80 Beschäftigte hatten sich spontan gemeldet, ehrenamtliche Dienste in Flüchtlingseinrichtungen zu übernehmen. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch: „Die ganze Situation ist außerordentlich schwierig. Es kommen täglich gut 600 Flüchtlinge nach Hamburg. Die Verwaltung ist aufgefordert, Obdachlosigkeit unter den Menschen zu verhindern. Da tun wir unser Möglichstes.“

Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung: „Unsere grundsätzliche Haltung war bislang, dass keine weiteren Flüchtlingsunterkünfte im Bereich Neuland eingerichtet werden. Inzwischen befindet sich die Flüchtlingsunterbringung aber schon in einer Notsituation. Aus humanitären Gründen muss ganz einfach schnell gehandelt werden. Die Nächte sind bereits sehr kalt. Da können die Menschen nicht draußen unter freiem Himmel bleiben.“

Aus Marmstorf liegt der Innenbehörde nach Abendblatt-Informationen das Angebot eines weiteren Hallenvermieters vor.