In Schwerin wird ein neuer Regierungschef gewählt. Erwin Sellering hat seine Kabinettsliste vorgelegt - und überrascht.
Schwerin. Selbst in Mecklenburg-Vorpommern ist die designierte neue Sozialministerin des Landes weitgehend unbekannt. Mit 34 Jahren wird die bisherige Schweriner Kommunalpolitikerin die derzeit jüngste amtierende Ministerin Deutschlands sein. Die Diplom-Volkswirtin ist die Überraschungskandidatin im künftigen Kabinett des designierten Ministerpräsidenten Erwin Sellering.
In Schwerin steht heute der angekündigte Wechsel an der Regierungsspitze an: SPD-Landeschef Erwin Sellering stellt sich im Landtag als Nachfolger des ausgeschiedenen Ministerpräsidenten Harald Ringstorff (SPD) zur Wahl. Ein Erfolg des 58-Jährigen gilt als sicher. Neben der SPD-Fraktion hat auch der Regierungspartner CDU Zustimmung signalisiert.
Beide Koalitionspartner stellen jeweils vier Minister. Für die SPD neu ins Kabinett rücken die Landtagsabgeordnete und Bildungsexpertin Heike Polzin (52) als Finanzministerin, der bisherige SPD-Landtagsfraktionschef Volker Schlotmann (51) als Verkehrsminister und Manuela Schwesig.
Nur fünf Jahre nach ihrem Eintritt in die SPD rückt die bisherige Mitarbeiterin im Finanzministerium in die Regierungsmannschaft auf. Als Mitglied des SPD-Landesvorstands gehörte sie aber bereits zum engsten Führungszirkel von Landesparteichef Sellering.
Schwesig stammt aus Frankfurt (Oder) und studierte in Königs Wusterhausen bei Berlin. Sie ist verheiratet und Mutter eines Sohnes. Zu ihren Hobbys zählt sie Sport und Kultur. So ist sie Mitglied im Aufsichtsrat des Mecklenburgischen Staatstheaters.
Bisher machte sich Schwesig vor allem als Fraktionsvorsitzende in der Schweriner SPD-Stadtfraktion einen Namen. 2004 war sie in das Stadtparlament gewählt worden, im Oktober 2007 übernahm sie den Vorsitz der Fraktion. "Ich will mit meiner Fraktion erreichen, dass sich Schwerin als lebenswerte und soziale Stadt weiterentwickelt. Vor allem ist es mir wichtig, für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt ein offenes Ohr zu haben", sagte sie damals nach ihrer Wahl. Parteifreunde schätzen an ihr Konsequenz und Verlässlichkeit.
Nach dem bundesweit für Aufsehen sorgenden Hungertod der kleinen Lea-Sophie im November vergangenen Jahres setzte sich Schwesig mit an die Spitze jener Kräfte in der Stadt, die eine konsequente Aufdeckung der Versäumnisse in den zuständigen Ämtern und der Verwaltungsspitze forderten. Als nach der Abwahl des CDU-Oberbürgermeisters Norbert Claussen ein neuer Verwaltungschef gesucht wurde, war zunächst auch ihr Name im Gespräch.