Im Sommer soll die Schule ihre Pforten öffnen. Sie soll auch Tagesschülern offen stehen. Die Klassen werden nicht mehr als 20 Schüler haben.

Nordstrand. Das katholische Kinderheim St. Franziskus auf Nordstrand ist nach einigen Querelen zu neuen Ufern aufgebrochen , jetzt kommt auch in das dazugehörige Gästehaus neues Leben. Im Sommer geht dort ein Internatsgymnasium an den Start. Längst hat das private Schulprojekt "Am Wattenmeer" einen designierten Schulleiter, der wiederum registriert jede Menge Anfragen von Eltern, darunter viele aus Hamburg. Vor wenigen Tagen wurde der Wirtschaftsplan mit dem Kieler Bildungsministerium abgestimmt, und auch die anfängliche Reserviertheit vor Ort lege sich allmählich, sagt Organisator Manfred Appel.

Das Meer vor den Füßen, Nordseeluft und eine weitgehend geschützte Lage - das sind für Appel die Trümpfe auf Nordstrand. "Und natürlich unser Konzept", sagt er: individuelle Förderung, insbesondere die der Eigenständigkeit im Lernen, täglicher Sportunterricht, gesunde Ernährung, grundsätzlich 35 Unterrichtsstunden pro Woche, diese aber nicht an den 45-Minuten-Takt, sondern an Themen und Bedürfnisse gebunden. "Am Wattenmeer" soll ein Gymnasium von der 5. Klasse an mit eigenem Internat sein, das auch Tagesschülern offen steht. Letztere zahlen 150 Euro pro Monat Schulgeld, eine Betreuung "Externer" bis 17 Uhr kostet noch einmal 150 Euro; die "Internen" zahlen 1100 Euro Internatsgeld. Damit entstünde eine Schule ausschließlich für Kinder aus wohlhabenden Elternhäusern, wird den Organisatoren häufig vorgeworfen. Appel sieht das anders. "Natürlich kann sich nicht jede Familie eine Internatsunterbringung leisten", sagt er. "Aber für Tagesschüler sind wir eine gute Alternative zum herkömmlichen Schulbetrieb. Und es widerspräche unserem Konzept, den Kindern eine heile Welt zu präsentieren."

Dass dies nicht funktionieren könne, war im Herbst noch die Sorge insbesondere der Förderer des Kinderheims St. Franziskus. Es ist auf dem gleichen Gelände direkt neben dem künftigen Internat untergebracht. "Wir freuen uns auf ein Nebeneinander", sagt Appel und hofft, dass Fußball- und Spielplatz künftig von allen Kindern genutzt werden. 110 Betten stehen für die Schüler im ehemaligen Gästehaus der katholischen Einrichtung bereit. Der Schulbetrieb wird in den Räumen der ehemaligen Bekenntnisschule aufgenommen. "Dieser Platz reicht für die ersten zwei Jahre", sagt Appel. Vergrößern soll sich die Schule nur mit jeweils neuen fünften Klassen von Jahr zu Jahr.

Mit zwei fünften Klassen will das Gymnasium nach den Sommerferien starten. Klassengröße: nicht mehr als 20 Kinder. "Es ist schon abzusehen, dass wir mehr Jungen als Mädchen in den Klassen haben werden", sagt Appel und verweist auf die Erfahrung vieler Eltern, dass gerade Jungen im öffentlichen Schulsystem zu kurz kommen. "Wir registrieren auch ein auffallend großes Interesse aus norddeutschen Städten, besonders aus Hamburg, und von den Halligen."

Unterrichtet wird "Am Wattenmeer" auf der Grundlage des schleswig-holsteinischen Schulgesetzes. Ziel ist das Abitur nach 12 Jahren. Soweit die Gemeinsamkeiten mit dem staatlichen Schulbetrieb. "Am Wattenmeer" sollen die Kinder allerdings ganztags (8-17 Uhr) betreut werden, ihre Hausaufgaben erledigen können und ihren Neigungen nachkommen. Die Internatskinder werden über die Unterrichtszeiten hinaus von Erziehern betreut. Konkurrenz zu anderen Schulen sieht Appel nicht. Die nächste Einrichtung, die Herrendeichschule, ist eine Grund-, Haupt- und Realschule. Mit ihr sollen sich die Wattenmeerschüler unter anderem die Sporteinrichtungen teilen. Das nächste Gymnasium ist in Husum.

  • "Schule am Wattenmeer", Tag der offenen Tür, Sonnabend, 24. Februar, 14 bis 17 Uhr, Bekenntnisschule, Süden, Nordstrand.