Bereits 2006 rückte er ins Visier des Bistums, weil er mit einem Jungen in einem Bett schlief. Ein Unbekannter hat ihn in der U-Haft geschlagen.

Salzgitter. Der wegen Missbrauchs verhaftete Priester aus Salzgitter ist bereits 2006 ins Visier des Bistums gerückt, weil er mit einem Jungen gemeinsam in einem Bett übernachtet hat. Nach einem Protest der Familie sei dem Geistlichen ein Kontaktverbot auferlegt worden, das dieser vor wenigen Wochen durchbrochen habe, bestätigte das Bistum Hildesheim am Mittwoch. Unterdessen wurde der Geistliche im Braunschweiger Gefängnis in der Untersuchungshaft von einem vermummten Unbekannten geschlagen. Das Justizministerium in Hannover bestätigte entsprechende Informationen der „Braunschweiger Zeitung“.

Vollzugsbeamte hatten den 46-Jährigen demnach am Sonntag verstört in seiner Zelle vorgefunden. Ein vermummter Mann habe ihn während der Aufschluss-Phase geschlagen, habe der Priester ausgesagt. Die Justizvollzugsanstalt versucht, den Täter zu ermitteln. Bei dem Angriff habe der 46-Jährige keine Verletzungen davongetragen, sagte Ministeriumssprecher Georg Weßling der dpa.

Wie das Bistum mitteilte, war der Priester nach einer erneuten Annäherung an den Jungen an das Kontaktverbot erinnert worden. Es sei weder damals noch jetzt Rede von sexuellem Missbrauch gewesen, betonte der Bistumssprecher. Fünf Jahre lang habe der Geistliche sich an die klare Ansage der Kirche gehalten. Er hat inzwischen den Missbrauch dreier Jungen gestanden.

Als sich dieselbe Familie im vergangenen Jahr im Zuge des Missbrauchskandals erneut wegen der gemeinsamen Übernachtung in einem Bett von 2006 meldete, legte das Bistum der Staatsanwaltschaft die Sache zur Prüfung vor. Diese konnte aber kein strafbares Handeln erkennen und stellte die Ermittlungen ein. Wie eine Sprecherin der Hildesheimer Staatsanwaltschaft am Mittwoch erklärte, habe das Bistum den Sachverhalt anonym unterbreitet, ohne den Namen des Priesters zu nennen.

Unterdessen will Weihbischof Heinz-Günter Bongartz in der erschütterten St. Joseph-Gemeinde in Salzgitter an diesem Sonntag den Gottesdienst leiten. Anschließend wolle er sich dem Gespräch mit Gemeindemitgliedern stellen, teilte das Bistum mit. Bongartz war am Dienstagabend bereits zu einem Gespräch mit dem Gemeinderat zusammengekommen.

Die Polizei ist derweil weiter mit der Auswertung umfangreicher Unterlagen beschäftigt, die in der Wohnung des Geistlichen sichergestellt wurden. Zunächst hätten sich daraus keine Hinweise auf weitere Missbrauchsfälle ergeben, die Auswertung werde aber noch eine ganze Zeit in Beschlag nehmen, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.

(dpa/abendblatt.de)