Ryanair-Rückzug würde 15 Prozent weniger Passagiere für den Airport bedeuten. Der Betrieb ist nur bis Ende 2012 gesichert.
Lübeck. Die Rahmenbedingungen des ohnehin bereits finanziell angeschlagenen Flughafens Lübeck-Blankensee haben sich durch den geplanten Abzug von Ryanair weiter verschlechtert. Die irische Billigfluglinie, die ab November ihre Route von Lübeck nach London-Stansted unter Verweis auf gestiegene Treibstoffpreise und die deutsche Luftverkehrsabgabe vermutlich einstellt, ist eine der wichtigsten Stützen des Airports. Der Wegfall dieser Strecke würde 15 Prozent weniger Passagiere bedeuten (2010: 550 000). Noch bis Ende 2012 ist die Stadt Lübeck- gemäß einem Bürgerentscheid - verpflichtet, den Flughafen weiterzubetreiben. Für die Zukunft suchen die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft nach Lösungen.
So plant Flughafen-Geschäftsführer Jürgen Friedel zur Rettung des Airports eine operative Zusammenarbeit mit dem Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel: "Wir könnten den Hamburgern zum Beispiel eine zusätzliche Start- und Landebahn bereitstellen." In Fuhlsbüttel wird dieses Angebot allerdings äußerst zurückhaltend gesehen.
Auch Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) macht sich für einen Erhalt des Flughafens stark; er hält eine Privatisierung für unabdingbar. Lars Ulrich, verkehrspolitischer Sprecher der Wählergemeinschaft Bürger für Lübeck (BfL), betont die Vorzüge des Airports Blankensee: "Er bietet eine verkehrstechnisch perfekte Lage." Zudem sichere die feste Fehmarnbeltquerung langfristig ein neues Passagieraufkommen aus Dänemark. Friedrich Richter, stellvertretender Vorsitzender des Flughafen-Fördervereins "Check-In Lübeck", schlägt vor, die Zukunftsfähigkeit des Flughafens per Anbindung an einen innerdeutschen Linienverkehr und an Drehkreuze wie Frankfurt oder München zu sichern. Auch müsse ein Investor her.
Gegen eine Rettung spricht sich Gerhard Haase, Vorsitzender der "Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm Lübeck und Umgebung", aus: "Wir fordern das schnellstmögliche Aus für diesen Airport. Lübeck - das zeigt sich mit dem Rückzug Ryanairs jetzt wieder - hat schlicht kein Potenzial für einen Flughafen." Der Flughafen Lübeck-Blankensee ist neben Sylt der einzige schleswig-holsteinische Verkehrsflughafen. Er hat rund 100 Mitarbeiter und 35 Millionen Euro Schulden. Ein rechtlich verbindlicher Bürgerentscheid vom April 2010 beschloss die Förderung des Flughafens durch die Lübecker Bürgerschaft bis zum 31. Dezember 2012.
Ein etwaiges Aus im Jahr 2013 wäre für Schleswig-Holstein "ein unwiederbringlicher Verlust", sagt der Kieler Verkehrsminister Jost de Jager (CDU). "Touristen, Geschäftsflieger und die allgemeine Luftfahrt sind auf diese öffentliche Infrastruktur angewiesen." Das Land fördere den Ausbau des Flughafens mit 1,76 Millionen Euro und sei daher an dessen Fortbestand "überaus interessiert".