In Hamburg trafen sich 250 Menschen vor dem Vattenfall-Gebäude und auch in anderen Städten forderten die Menschen ein Ende der Atomkraft.

Hamburg/Göttingen/Wolfenbüttel. Tausende Menschen haben am Montagabend erneut gegen die weitere Nutzung der Atomkraft in Deutschland protestiert. In Hamburg trafen sich rund 250 Menschen in der Innenstadt zum Protest. Bei einer Mahnwache vor dem Kundenzentrum des Energiekonzerns Vattenfall waren Fahnen mit der roten Anti-AKW-Sonne zu sehen – und Transparente etwa mit der Aufschrift „Tschernobyl! Fukushima! Krümmel?“. Es habe keine Zwischenfälle gegeben, berichtete ein Polizeisprecher am Abend. Unter dem Motto „Fukushima ist überall - Atomausstieg jetzt“ beteiligten sich nach Angaben der Organisatoren bundesweit rund 70 000 Menschen in mehr als 500 Orten an Mahnwachen und Montagsspaziergängen.

Nach Angaben der Organisation „Ausgestrahlt“ gab es in mehreren hundert Orten Mahnwachen, Kundgebungen oder „Montagsspaziergänge gegen Atomenergie“. Auf vielen Veranstaltungen forderten Redner die sofortige Abschaltung aller Atomkraftwerke und den Wechsel zu Öko-Strom-Anbietern.

In Göttingen bezeichnete der Chemie-Professor Rolf Bertram die Behauptung der Stromkonzerne, ohne den Einsatz von Kernkraftwerken könne es in der Bundesrepublik zu Versorgungsengpässen kommen, als Lüge. Auch wenn alle Atommeiler sofort abgeschaltet würden, gehe kein einziges Licht aus, sagte er.

Bei einer Kundgebung in Wolfenbüttel erinnerten Teilnehmer daran, dass auf den Tag genau vor 44 Jahren die ersten Atommüllfässer in das Salzbergwerk Asse eingelagert wurden. Die Grube ist einsturzgefährdet und droht, voll Wasser zu laufen. Der Betreiber der Asse, das Bundesamt für Strahlenschutz, will die Abfälle deshalb wieder aus den Kammern herausholen.

Die Mahnwachen und Demonstrationen sollen nach Angaben von Bürgerinitiativen auch in den kommenden Wochen weitergehen. „Wir trauen den Ankündigungen aus der schwarz-gelben Regierungskoalition erstmal nicht“, sagte „Ausgestrahlt“-Sprecher Stefan Diefenbach-Trommer. Dieselben Politiker, die vor einem halben Jahr die Laufzeit der Atomkraftwerke verlängert und alle Hinweise auf die Unsicherheit der Atomenergie als ideologisch abgewertet hätten, behaupteten nun, einen schnellstmöglichen Ausstieg zu wollen. „Wir werden die Regierenden an ihren Taten messen und mit unserem Protest darauf dringen, dass alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden“, sagte Diefenbach-Trommer.