Hamburg. Erst die Skandale, jetzt die Kostenfrage: Die Zukunft des deutschen Segelschulschiffs "Gorch Fock" wird immer unsicherer. Der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz, ehemals Generalsekretär seiner Partei, sagte der "Financial Times Deutschland", angesichts der Sparbemühungen bei der Bundeswehr "wäre es unverständlich, ausgerechnet die ,Gorch Fock' unbedingt weiter in Betrieb zu halten".
Unterdessen stellte sich die Bundeswehr-Führung vor den neuen Schiffs-Kommandanten, Kapitän Michael Brühn. Gestern waren Bilder aufgetaucht, die Brühn - von 2001 bis 2006 schon einmal Kommandant - beim Wasserskilaufen zeigen. Er benutzte dafür das Speedboat der "Gorch Fock". Die Segel des Schulschiffs hatte er angeblich extra dafür einholen lassen. Es sei "kein vorwerfbares Verhalten" zu erkennen, erklärte die Bundeswehr dazu. Wasserskifahren und "vergleichbare Betreuungsmaßnahmen sind gängige und erlaubte Praxis in der Marine". Brühn soll jetzt die "Gorch Fock", die in Argentinien vor Anker liegt, nach Deutschland bringen. Gestern ging eine hochrangige Kommission an Bord, die die Todesfälle von Kadetten und andere Vorkommnisse untersuchen soll.
Trotz schwerer Vorwürfe der Opposition hat das Ansehen von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in der Bevölkerung bislang nicht gelitten. Laut Emnid-Umfrage für den Sender N24 attestieren drei Viertel der Deutschen ihm gute Arbeit, nur 20 Prozent üben Kritik.