Möglicherweise hat die Sicherheitsfirma Prevent die türkische Justiz geschmiert
Hamburg. Der Aufsichtsrat der HSH Nordbank macht erst in knapp zwei Wochen reinen Tisch. Auf einer außerordentlichen Sitzung am 15. Dezember soll entschieden werden, wann Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher abberufen wird und wer die Führung der angeschlagenen Länderbank übernimmt. Das kündigte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Hilmar Kopper, gestern in Absprache und mit Billigung der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein an. Dem Vernehmen nach dürfte Nonnenmacher seinen Posten bis Februar behalten, weil die zwei möglichen Nachfolger erst dann die Geschäfte übernehmen könnten.
In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats kündigte sich ein neuer Skandal an. Nach einem Sonderbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG gibt es den Verdacht, dass über die von der HSH beauftragte Sicherheitsfirma Prevent die türkische Justiz geschmiert worden sein könnte. Die HSH teilte am Abend mit, dass in Hamburg Strafanzeige gegen unbekannt erstattet wurde "wegen aller in Betracht kommenden Delikte bei der Beauftragung von Dienstleistern im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten mit einer türkischen Reederei".
In Gesellschafterkreisen wurde bestätigt, dass Prevent "tief" in den Fall verstrickt sei. Demnach soll Prevent aus dem Zuständigkeitsbereich eines ehemaligen HSH-Schiffsvorstands vermutlich vor zwei oder drei Jahren den Auftrag erhalten haben, sich nach einer erstinstanzlichen Niederlage in einem Prozess in der Türkei um das Verfahren zu kümmern. Codename: Shisha. Für das Projekt stellte Prevent nach Abendblatt-Informationen 2008 und 2009 insgesamt 4,184 Millionen Euro in Rechnung, darunter angeblich eine Erfolgsprämie von mehr als drei Millionen Euro. Über diese Rechnung stolperte die KMPG. Grund: Die HSH soll den Prozess nach einem Sieg in der zweiten Instanz verloren haben, ohne dass die Erfolgsprämie zurückgezahlt wurde.
Die hohen Kosten für "Shisha" seien eine Erklärung für die Millionen-Rechnungen von Prevent, hieß es in Gesellschafterkreisen. Der Gedanke, dass über eine öffentliche Bank gleichsam mit Steuergeld ausländische Gerichte geschmiert würden, sei aber kaum vorstellbar. Die Wirtschaftsprüfer sehen dagegen laut HSH Anzeichen, die auf eine "Bestechung von Amtsträgern" hinweisen könnten.