Zwei Männer, die aus der Sicherungsverwahrung entlassen wurden, werden trotz Rückfallgefahr nicht mehr von der Polizei überwacht.

Neustadt. Die beiden aus der Sicherungsverwahrung entlassenen Sexualstraftäter, die im Ameos-Klinikum in Neustadt (Kreis Ostholstein) untergebracht sind, sollen künftig von Klinikmitarbeitern bewacht werden. Wie das Klinikum am Dienstag mitteilte, wird die Polizei die Überwachung der Männer auf dem Klinikgelände ab sofort herunterfahren. Der Sprecher des Landespolizeiamtes, Bernd Drescher, kündigte Abstimmungsgespräche zwischen dem Landespolizeiamt, der Polizeidirektion Lübeck und den betroffenen Ministerien an.

„Es wird am Mittwoch entsprechende Gespräche geben, bis dahin bleibt alles, wie es war“, sagte Drescher. Für die Bewachung ist bislang die Polizeidirektion Lübeck zuständig. Die hatte am Morgen auf einer Pressekonferenz ein neues Konzept vorgestellt, wonach die Überwachung stark reduziert werden soll.

Klinikgeschäftsführer Michael Dieckmann bedauerte die Pläne der Polizei gerade vor dem Hintergrund der Rückfallgefahr bei beiden Männern. „Wir werden zusätzlich zehn Mitarbeiter einsetzen, um nun in eigener Zuständigkeit die Sicherheit der Bevölkerung sicherzustellen“, sagte er. Der parteilose Bürgermeister von Neustadt, Henning Reimann, kritisierte die Entwicklung und appellierte an Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie, die weitere Polizeipräsenz zu gewährleisten. „Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse in Duisburg halte ich das jetzt vorgelegte Sicherheitskonzept der Polizeidirektion Lübeck für nicht angemessen“, sagte Reimann. In Duisburg hatte ein gerade aus der Sicherungsverwahrung entlassener Sexualstraftäter ein zehnjähriges Mädchen angegriffen. Das Kind konnte entkommen.

Die beiden wegen schwerer Sexualstraftaten zu langen Gefängnisstrafen und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilten Männer leben seit dem Sommer freiwillig im Ameos-Klinikum in Neustadt. Sie waren aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Sommer aus der Lübecker JVA entlassen worden, wo sie auch während der Sicherungsverwahrung untergebracht waren.