Die litauischen Fähre „Lisco Gloria“ Fähre ist in der Nacht zu Sonnabend auf der Fahrt von Kiel nach Klaipeda auf der Ostsee in Flammen aufgegangen.

Cuxhaven/Kiel. Im Minutentakt fahren die Rettungswagen den Kieler Marinestützpunkt an. Kurz zuvor hat das Fährschiff „Deutschland“ am frühen Sonnabend mit mehr als 200 Geretteten eines Fährunglücks in der Ostsee an der Tirpitzmole festgemacht. Hier liegt sonst das Segelschulschiff „Gorch Fock“. Unter den Geretteten ist auch der 15 Jahre alte Laurynas. „Er ist geschockt“, sagt sein Bruder, der mit bangen Blicken vom Hindenburgufer nahe des Marinestützpunktes das rege Treiben an der Mole beobachtet. Sein Bruder war mit der litauischen Fähre „Lisco Gloria“ auf dem Weg nach Klaipeda, um in Litauen die Oma zu besuchen.

Das 200 Meter lange litauische Fährschiff mit mehr als 200 Personen an Bord ging gegen Mitternacht auf der Ostsee in Flammen auf. Laut Havariekommando hatte es eine Explosion auf dem Oberdeck gegeben. Ein halbes Dutzend Schiffe eilte dem Havaristen zu Hilfe. „Wir hoffen, dass wir alle gerettet haben“, sagte der Leiter der Kieler Wasserschutzpolizei, Uwe Marxen, in Kiel. Die Einsatzkräfte glichen nun in Kiel die Personalien der Geretteten mit den Passagierlisten ab.

„Wir gehen derzeit davon aus, dass wir alle haben“, sagte auch ein Sprecher des Havariekommandos. Nach der Explosion seien die Menschen an Bord der Fähre „teilweise ins Wasser gesprungen“. Nach ersten Erkenntnissen gibt es 21 Leichtverletzte. Drei weitere Menschen wurden mit Hubschrauber in Krankenhäuser geflogen. Lebensgefährlich seien deren Verletzungen nicht, sagte der Sprecher. Die Geretteten wurden am Samstag im Kieler Marinestützpunkt medizinisch und seelsorgerisch versorgt. Die Menschen seien erschöpft. „Sie haben sehr schwere Stunden hinter sich“, sagte Marxen.

„An Bord waren überwiegend Litauer und nur wenige Deutsche“, sagte der Sprecher der zuständigen Reederei DFDS, Gert Jacobsen. Das Unglück sei für die Betroffenen ein traumatisches Erlebnis. Sie seien aber dankbar für die schnelle Hilfe der deutschen Behörden. Über die Brandursache kann laut Jacobsen derzeit nur spekuliert werden. Eventuell sei der Brand auf dem Wagendeck der Fähre ausgebrochen. Die genaue Unglücksursache würde in enger Zusammenarbeit mit den Behörden so schnell wie möglich aufgeklärt.

Havarist brennt in voller Ausdehung

Das Schiff war von Kiel nach Klaipeda (dem früheren Memel) unterwegs und befand sich zum Unglückszeitpunkt nördlich der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn. Kiel hatte die 2002 gebaute „Lisco Gloria“ laut Fahrplan am Freitag um 23.00 Uhr verlassen. An Bord waren mehr als 200 Menschen, darunter 89 Lkw-Fahrer und 32 Besatzungsmitglieder. Das leere Schiff, das über 200 Meter lang ist, stand am Morgen noch in voller Ausdehnung in Flammen. Rund ein halbes Dutzend Schiffe mit Löscheinrichtungen versuchten, der Flammen Herr zu werden, unter ihnen das Feuerlöschboot „Kiel“, die „Arkona“ und das Mehrzweckschiff „Scharhörn“. Im Einsatz waren auch Feuerwehreinheiten aus Kiel, Rostock, Lübeck und Hamburg.

Die brennende Fähre hatte am Sonnabend auch aufgrund des Löschwassers eine leichte Seitenlage. „Das Schiff hält sich aber stabil“, sagte der Sprecher des Havariekommandos. Das in Richtung der dänischen Insel Langeland treibende Schiff stellt seinen Angaben zufolge aber keine Gefahr für die Schifffahrt dar, weil dort keine Schifffahrtslinie entlang führt.

Für Angehörige der geretteten Passagiere hat das Havariekommando ein Informationstelefon geschaltet. Auskunft gibt es unter der Nummer +49 (0)431 160 666.