Fußballpionier Konrad Koch steht im Abseits der Geschichte. Dabei hat der Braunschweiger Lehrer 1874 das erste Fußballspiel auf deutschem Boden organisiert und Spielregeln entwickelt. Ein Film mit Daniel Brühl soll nun an Koch erinnern.

Wolfenbüttel. Ein Braunschweiger sorgt seit mehr als 100 Jahren für Aufregung auf den Fußballplätzen - und steht dennoch im Abseits der Geschichte. Dabei hat Konrad Koch 1874 das erste Fußballspiel auf deutschem Boden organisiert und auch einiges zu den teils noch heute gültigen Spielregeln beigesteuert. Der Kinofilm „Der ganz große Traum von Konrad Koch“ - mit Daniel Brühl in der Hauptrolle - soll den Fußball-Pionier nun bekanntmachen. „Ein irrsinnig rührendes Drehbuch - so etwas hatte ich lange nicht auf dem Tisch“, sagte Brühl am Dienstag bei Dreharbeiten in Wolfenbüttel.

Brühl spielt einen jungen Engländer , der ins steife deutsche Kaiserreich des 19. Jahrhunderts kommt, um Englisch zu unterrichten. Der echte Konrad Koch wurde 1846 in Braunschweig geboren und unterrichtete Deutsch und Alte Sprachen. Ob er jemals in England war, ist ungeklärt. „Es geht nicht um die geschichtlichen Details, aber im Kern muss die Geschichte stimmen“, erläutert Regisseur Sebastian Gobler. Sowohl der echte Koch als auch die Filmfigur verstehen sich als Reformpädagogen, wollen frischen Wind in den damals noch von Zucht und Ordnung geprägten Schulalltag bringen.

Die Herzen der Schüler gewinnt der junge Lehrer schnell mit dem neuen Spiel. Auch Schulleiter Gustav von Mehrfeld (Burghart Klaußner) zeigt sich neuen Ideen gegenüber offen. Der mächtige Förderverein des altehrwürdigen Martino-Katharineums hat jedoch kein Verständnis. Der echte Koch musste sich Schmachworte wie „englische Fußlümmelei“ gefallen lassen. Im Film droht ihm sogar die Kündigung - bis sich die Schüler für ihn einsetzen. Der Siegeszug des Fußballs war ohnehin längst nicht mehr aufzuhalten.

Hauptdrehort ist das Gymnasium im Schloss in Wolfenbüttel. Rund 60 Prozent der Szenen werden dort und im nahen Braunschweig gedreht, berichtet Anatol Nitschke, einer der Produzenten. „Es ist nicht einfach, einen so großen Film in Deutschland zu finanzieren“, sagt er. Doch Nitschke und sein Kollege Raoul Reinert waren von dem Stoff so angetan, dass sie hartnäckig Geldgeber suchten. Der Etat liegt bei knapp 5,5 Millionen Euro. Der Film werde nicht nur für Deutschland, sondern für den Weltmarkt produziert, hieß es.

Kinostart soll 2011 sein, ob im Frühjahr oder Herbst sei noch unklar. „Wir lassen uns Zeit“, sagt Nitschke. Neben Brühl stehen Burghart Klaußner, Justus von Dohnßnyi und Kathrin von Steinburg vor der Kamera. Regisseur Sebastian Grobler gibt sein Kinodebüt.

Daniel Brühl ist von seiner Rolle ganz begeistert: „Ich habe meine ganze Kindheit und Jugend über gekickt“, erzählt er. Begeistert ist er auch von seinen jungen Kollegen, Schüler des Braunschweiger Martino-Katharineums und des Wolfenbütteler Schloss-Gynasiums spielen im Film die Schüler. „Ich möchte fast alle adoptieren“, schwärmt der 32-jährige Brühl von den Jungs. Nach seinem ganz großen Traum gefragt, sagte er zunächst, den wolle er nicht verraten. Schob dann aber nach: „Nach dem ich hier mit so tollen Kindern gedreht habe, gibt es da ja schon einen Traum.“