In einem Brief an Bischof Ulrich und das Kirchenamt fordern sie “umfassende Aufklärung und Aufarbeitung des Unrechts“ ein. Im Norden wurde ein neuer Fall bekannt
Ahrensburg. Ahrensburger Missbrauchsopfer und ihre Angehörigen nehmen die Nordelbische Kirche nach dem Rücktritt von Bischöfin Maria Jepsen weiter in die Verantwortung. Die Betroffeneninitiative Missbrauch in Ahrensburg fordert in einem Brief an Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der Nordelbischen Kirchenleitung, und Frauke Hansen-Dix, Präsidentin des Nordelbischen Kirchenamts, "umfassende Aufklärung und eine Aufarbeitung des Unrechts".
Im Mai hatte die Kirche bekannt gegeben, dass sie gegen den Ahrensburger Ruhestandsgeistlichen Dieter K. ermittelt wegen des Verdachts, von Ende der 70er- bis Mitte der 80er-Jahre mehrere Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. Den Anstoß zu den Ermittlungen gab ein Missbrauchsopfer, das sich im März mit einem Brief an die damalige Bischöfin Maria Jepsen wandte.
Es habe sich eine "Sumpfkultur" entwickelt, so heißt es in dem Brief der Initiative, in der eine große Zahl auch schwerster Missbrauchsfälle ungestraft geblieben sei. "Die Täter und ihre Helfershelfer haben ihr Amt missbraucht. Wir wissen, dass heute erst die Spitze des Eisbergs bekannt ist. Niemand von der Kirche hat sich bis heute um die Opfer gekümmert", heißt es in dem Brief. Der Verein bittet die Repräsentanten der Nordelbischen Kirche um ein zeitnahes Gespräch und bietet seine Mitwirkung bei der Aufklärung an. "Der Rücktritt von Frau Jepsen hat einen Stein ins Rollen gebracht. Nach diesem ersten Schritt auf dem Weg zu einem Neuanfang ist konsequentes Handeln auf allen Ebenen der Nordelbischen Kirche erforderlich."
Unterdessen ist ein weiterer Pastor aus dem Bereich der Nordelbischen Kirche wegen möglichen Kindesmissbrauchs angezeigt worden. Mit dem nun bekannt gewordenen Fall, der knapp zehn Jahre zurückliegen soll, erhöht sich die Zahl der aktuellen Verfahren gegen Repräsentanten der Kirche im Norden auf fünf. Ein Gemeindepastor im Kreis Rendsburg-Eckernförde wird in einer Strafanzeige beschuldigt, im Jahr 1998 zwei Jungen missbraucht zu haben. Damals war er Pastor in Hamburg. Die Vorwurfslage gegen den 48-Jährigen scheint allerdings anders gelagert zu sein als bei anderen bekannt gewordenen Verfahren. Der Pastor wird beschuldigt, die Taten in der Familie begangen zu haben. Kinder aus der Gemeinde sind demnach nicht betroffen. Auch die Strafanzeige gegen ihn kommt aus dem familiären Umfeld. Der Pastor ist bis zur Klärung der Vorwürfe von seinem Dienst suspendiert.
Wie nach Strafanzeigen üblich, hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Oberstaatsanwältin Birgit Hess: "Der Fall wird aber nach Hamburg überstellt werden. Dort sollen die Taten auch geschehen sein." Verjährt wären sie noch nicht. Thomas Kärst, Sprecher der Nordelbischen Kirche, bestätigt, dass Ermittlungen aufgenommen wurden.