Trockenheit und hohe Temperaturen machen den Landwirten zu schaffen. Getreidepflanzen leiden besonders - Kirschen sind hingegen top.
Hannover. Niedersachsens Bauern kämpfen mit den Wetterextremen: Im Frühjahr waren ihre Pflanzen wegen der Kälte noch zwei bis drei Wochen zu spät dran, jetzt bedrohen die hochsommerlichen Temperaturen die Ernte, sagten Sprecher von Landwirtschaftskammer und Bauernverband am Donnerstag. Wegen der Trockenheit und der der hohen Sonneneinstrahlung rechnen sie mit Ernteeinbußen. Weizen ist besonders vom Regenmangel betroffen, bei Mais oder Kartoffeln ist die Lage noch nicht dramatisch. Für viele Früchte ist der Sonnenschein sogar optimal. Vor allem Kirschen gedeihen wunderbar und schmecken momentan besonders süß.
Die Getreideernte werde dieses Jahr höchstens im Schnitt liegen, sagte Gerhard Baumgärtel, Leiter des Fachbereichs Pflanzenbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Trockenheit, Hitze und Wassermangel wird den Weizen am stärksten betreffen, weil er gerade dabei ist, die Körner zu füllen.“ Die Gerste hingegen ist bereits fast reif und leidet weniger unter der Hitze. Wahrscheinlich könne zu Beginn der nächsten Woche mit der Gersteernte begonnen werden, sagte Wiebke Molsen vom Landesbauernverband. Besonders gut geht es der Braugerste: Weil die Landwirte ihre Verträge mit den Brauereien erfüllen müssen, beregnen sie diesen Teil des Korns. Kartoffeln und Zuckerrüben wachsen momentan langsam, auch der Mais entwickle sich laut Landwirtschaftskammer in vielen Gebieten schlecht.
Sollte der Futtermais vor der Blüte zu trocken werden, bilde er nur kleine Kolben aus. Wenn es nicht bald regnet, müssen die Bauern starke Ertragseinbußen befürchten. „Kommt durch ein starkes Gewitter lokal richtig Wasser runter, dann herrscht jedoch Entspannung für die Früchte“, sagte Baumgärtel. Dabei habe der Süden des Landes einen Vorteil: Im Lössgebiet speichere der Lehmboden das Wasser viel besser als der Sandboden im Norden.
Unter Temperaturen über dreißig Grad leiden auch die Erdbeerbauern. „Durch die Hitze werden die Erdbeeren weich“, sagte Rudolf Faby, bei der Landwirtschaftskammer für Beerenobst zuständig. Auch wiesen die Beeren helle Sonnenflecken auf, wenn sie unter den Blättern hervorschauten. Die Händler kauften diese Erdbeeren nicht ab. „Wenn wir jetzt ständig dreißig Grad haben, dann muss die Vermarktung eingestellt werden.“ Andere Früchte wie Himbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren profitieren hingegen von der Sonne. „Die Trockenheit ist gut für die Qualität. Das Säure- und Zuckerverhältnis ist optimal“, sagte eine Sprecherin des Landesbauernverbandes. Besonders süß schmecken in diesem Jahr die Kirschen. „Das ist ein Top-Wetter. Für Kirschen ist eher Regen ein Problem, dann platzen sie nämlich alle auf.“