Laut Naturschutzbund sollen mehrere tausend Tonnen Giftmüll durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Dänemark gebracht werden.

Kiel. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund) hat davor gewarnt, dass Giftmüll aus Australien per Schiff durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Dänemark gebracht werden könnte. Im Oktober solle eine erste Ladung von 2500 Tonnen Hexachlorbenzol (HCB)-Sondermüll auf die dänische Insel Fünen in eine Sondermüll-Verbrennungsanlage kommen, sagte Ina Walenda, stellvertretende Geschäftsführerin des Bund Schleswig-Holstein. Die Entsorgung weiterer zirka 16.000 Tonnen stehe noch bevor.

Christian Seyfer, Sprecher des Umweltministeriums in Kiel, sagte, dem Ministerium lägen bisher weder Anträge für einen Transport durch den Nord-Ostsee-Kanal noch zur Verbrennung von australischem Sondermüll in Schleswig-Holstein vor. Die dänischen Umweltbehörden hätten aber unlängst der Entsorgung von mit Hexachlorbenzol verunreinigten Abfällen der australischen Firma Orica zugestimmt.

Schon vor drei Jahren sollten aus Australien 22.000 Tonnen Abfall in Brunsbüttel angelandet und 5000 Tonnen in der Sonderabfallverbrennungsanlage Sava in Brunsbüttel vernichtet werden. Weitere 17.000 Tonnen hätten damals zur Entsorgung per Bahn nach Nordrhein-Westfalen transportiert werden sollen. Die Umweltministerien Schleswig-Holsteins und Nordrhein-Westfalens hatten dies aber wegen nicht ausreichender Begründung abgelehnt . Die australischen Behörden hätten nicht nachweisen können, dass eine ordnungsgemäße und umweltgerechte Beseitigung der Abfälle in Australien nicht möglich wäre, sagte Seyfert. Dies aber wäre der Kernpunkt auch bei einer erneuten Antragstellung.

In einem offenen Brief an Umweltministerin Juliane Rumpf äußerte der Bund „große Besorgnis“ über den absehbaren Transport des Giftmülls entlang der schleswig-holsteinischen Küsten und gegebenenfalls durch den Nord-Ostsee-Kanal.

HCB gehört laut Bund zu den weltweit 12 gefährlichsten organischen Chemikalien. Es wurde früher unter anderem gegen Pilzbefall bei Getreide benutzt, ist aber seit 1981 in Deutschland nicht mehr als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Bei dauerhaftem Kontakt können etwa Leberschäden, die Blut-Stoffwechselkrankheit Porphyrie und Schäden an den Fortpflanzungsorganen auftreten. In Tierversuchen traten auch Tumore auf. (abendblatt.de/dpa)