Wieder wechselt ein evangelischer Pastor zur katholischen Kirche. Seine Frau darf er behalten - der Papst erlaubt's.
Lübeck. Ein katholischer Pfarrer mit Ehering - Hans Janssen (51), bislang evangelischer Pastor in Ostfriesland, verheiratet und Vater von vier Kindern, wird bald einer sein (wie berichtet). Ein Einzelfall ist er nicht. In der katholischen St.-Joseph-Gemeinde in Lübeck-Kücknitz arbeitet seit vier Jahren Peter Moskopf (54), verheiratet, drei Kinder - der erste verheiratete Priester des Erzbistums Hamburg.
Viele Worte will keiner um seinen Konfessionswechsel machen. Janßens Konversion wurde der Gemeinde am Sonntag nach einer Abendmahlfeier mitgeteilt - von Janßens vorgesetztem Superintendenten, denn der Pastor selbst war da schon "mit sofortiger Wirkung" von seinem pastoralen Dienst entbunden. Kein plötzlicher Entschluss, sondern "ein Reifen", sei sein Konfessionswechsel gewesen, sagt Janßen. "Rein theologische Fragen", etwa die unterschiedliche Auffassung von den Sakramenten, speziell Beichte und Abendmahl, habe ihn schließlich zu diesem Schritt geführt. Nun will der gebürtige Bremer mit der Familie nach Hamburg ziehen und zum Studieren der Katholischen Theologie zwischen Alster und Frankfurt/Main pendeln.
Auch Peter Mosbach ist Konvertit. Ein Mann mit Norderstedter Wurzeln. Er besuchte das Gymnasium Harksheide, wurde erst Krankenpfleger, studierte dann evangelische Theologie, absolvierte sein Vikariat in Niebüll, wurde Pastor in Büchen. Acht Jahre lang hatte er diese Stelle inne. Zwischendrin wurde geheiratet. Seine Silberhochzeit feierte er 2004 im Jahr seiner Priesterweihe.
"Pastor Peter Moskopf wurde zum 1. Mai 2000 auf seinen Antrag aus dem Dienst der NEK entlassen. Er ist zum römisch-katholischen Glauben übergetreten. Auftrag und Recht zur öffentlichen Wortverkündung und Sakramentsverwaltung wurden ihm vorerst belassen. Nunmehr steht seine Priesterweihe unmittelbar bevor. Herr Moskopf hat seine Ordinationsurkunde inzwischen zurückgegeben und hat damit die Rechte aus der Ordination verloren", vermeldete das Nordelbische Kirchenamt 2004 in emotionslosem Amtsdeutsch.
Vor acht Jahren trat Mosbach mit seiner Familie in die katholische Kirche über. Warum? "Eigentlich bietet die katholische Kirche mehr Freiheit als die evangelische", sagte er damals. "Die theologische Bandbreite ist größer. Die Kirche vereinigt auch Gegensätze unter einem Dach." Über den Zölibat: "Auch Angehörige anderer Berufe, die von ihrer Arbeit völlig in Anspruch genommen werden, sollten überlegen, ob Ehelosigkeit nicht der richtige Weg ist." Sein Übertritt zur katholischen Kirche sei eine persönliche Entscheidung gewesen, sagt Moskopf heute. "Mein Weg zum Priester ist überhaupt nicht exotisch, sondern ein Akt, wie er hin und wieder vorkommt." Selten ist er dennoch.
Etwa acht Fälle soll es unter Johannes Paul II. weltweit pro Jahr gegeben haben, und jeder Fall entfacht die Diskussion über den Zölibat neu. "Weltweit gibt es mehrere Zehntausend verheiratete katholische Priester", so das Internetportal "kirchensite". Bewegungen wie "Wir sind Kirche" und die "Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen" fordern seit Langem die freie Wahl der Lebensform für katholische Priester.
Für Hans Janßen ist die Konfession eine Frage des Gewissens. "Mit meiner Frau habe ich überlegt, wo die Treue zum Wort Gottes am ehesten bewahrt wird", sagte er. Für ihn sei dies die katholische Kirche.