Der oberste Datenschützer in Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, fordert die Krankenkassen dazu auf das Hausarzt-Modell einzustellen.

Kiel. Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer Thilo Weichert fordert, das Hausarzt-Modell der Krankenkassen sofort einzustellen. Bei der sogenannten hausarztzentrierten Versorgung sollen Hausärzte als erste Anlaufstelle der Patienten die Grundversorgung sichern und über Überweisungen zum Facharzt entscheiden. Weichert kritisierte das Verfahren am Donnerstag in Kiel massiv. So sei bei der Abrechnung über private Anbieter die Wahrung des Patientengeheimnisses nicht gewährleistet. Krankenkassen könnten mehr Daten sammeln als notwendig oder nicht „rentable“ Patienten benachteiligen.

Das Hausarzt-Modell sei verfassungswidrig, warnte Weichert mit Blick auf Gesetzgeber, Krankenkassen und Hausärzte. Es verletze die informationelle und medizinische Selbstbestimmung der gesetzlich Krankenversicherten. „Es ist für mich unerklärlich, dass kaum jemand die hausarztzentrierte Versorgung will, dass aber die damit verbundenen Datenschutzverstöße auf dem Rücken der Krankenkassenmitglieder munter fortgeführt werden“, sagte Weichert. Dabei verwies er auch auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Vorratsdatenspeicherung. Karlsruhe hatte am Dienstag die Massen-Speicherung von Telefon- und Internetdaten zur Strafverfolgung für unzulässig erklärt.

Positive medizinische Auswirkungen des Hausarzt-Modells seien nicht nachgewiesen, ergänzte Datenschützer Weichert. Es schaffe stattdessen einen großen und teuren bürokratischen Apparat.