Der Deutsche Ethikrat hat sich mehrheitlich für die Abschaffung von Babyklappen ausgesprochen. Doch Kirchenvertreter und Krankenhäuser wehren sich.
Rotenbürg/Wümme. Das Rotenburger Diakoniekrankenhaus will trotz der Einwände des Deutschen Ethikrates eine Babyklappe einrichten. Die Bedenken seien im Haus intensiv diskutiert worden, teilte Personal-Geschäftsführer Michael Schwekendiek mit. „Wir haben uns trotzdem entschlossen, diesen Schritt zu tun.“ Näheres solle am 7. Januar im Beisein der niedersächsischen Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) erläutert werden.
Hinter dem Vorhaben steht Schwekendiek zufolge „eine Gruppe engagierter Rotenburger Bürgerinnen und Bürger“. Derzeit gibt es bundesweit knapp 80 Babyklappen, die meisten davon in kirchlicher Trägerschaft. Daneben werden in rund 130 Krankenhäusern anonyme Entbindungen angeboten. Dabei gibt die Frau ihre Identität nicht preis.
Der Deutsche Ethikrat hatte sich am 26. November mit deutlicher Mehrheit für die Abschaffung von Babyklappen ausgesprochen. Auch Angebote zur anonymen Geburt sollten aufgegeben werden, weil vor allem das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung verletzt werde, argumentierte der Rat. Die Kirchenvertreter in dem Expertenkreis trugen die Empfehlung nicht mit.
Als Alternative schlug das Gremium vor, die bestehenden Beratungsangebote zu verbessern und ein Gesetz zur „vertraulichen Kindesabgabe mit vorübergehend anonymer Meldung“ zu beschließen. Dabei wird der Frau zugesichert, dass ihre Daten ein Jahr lang ab Geburt des Kindes nur der Beratungsstelle und nicht den Meldebehörden mitgeteilt werden.
Das Votum des Ethikrates ist bundesweit bei vielen Politikerinnen auf zum Teil scharfe Kritik gestoßen. Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann, hatte nach der Entscheidung des Ethikrates erklärt, an Babykörbchen festhalten zu wollen.
Babyklappen sind öffentlich zugängliche, geschützte Wärmebettchen, in denen Frauen anonym ihr Neugeborenes legen und zur Adoption freigeben können. Über einen Alarm werden eine Klinik oder Hebammen auf das Kind aufmerksam gemacht, so dass sie sich um den Säugling kümmern können. In Deutschland wurde vor zehn Jahren in Hamburg die erste Babyklappe eingerichtet.