Mehr als 20 Prozent “mangelhaft“. Die Tester: “Sie sind dreckig, dunkel und in einem schlechten baulichen Zustand.“
Hamburg. Mangelhafte Schilder, zu enge Fahrspuren, fehlende Notrufanlagen und viel zu wenige Stellplätze: Die Park-and-ride-Anlagen in der Metropolregion Hamburg sind marode oder müssen dringend ausgebaut werden. Das hat ein Test des ADAC ergeben, bei dem 60 der insgesamt 120 Anlagen hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit und Kapazität unter die Lupe genommen wurden. Ergebnis: Lediglich ein Drittel der Plätze erhält gute Noten, 23 Anlagen sind nur "ausreichend" und 13 sogar "mangelhaft" - das sind mehr als 20 Prozent.
"Diese Plätze sind dreckig, dunkel und in einem schlechten baulichen Zustand", sagt der verkehrspolitische ADAC-Sprecher Carsten Willms. "Da möchte ich mein Auto nicht abstellen." Zu den Verlierern gehören die Anlagen Langenhorn-Nord, Berliner Tor, Bad Segeberg, Mittlerer Landweg und Hochkamp. Vor allem in puncto Sicherheit gibt es deutliche Mängel, da Notrufanlagen, Videoüberwachung und Lampen fehlen und die Plätze nur unregelmäßig kontrolliert werden. Zudem fielen sie in der Benutzerfreundlichkeit durch: Der Weg zu den Anlagen ist schlecht ausgeschildert, die Parkplätze sind zu schmal, es sind kaum Markierungen vorhanden, Fahrbahnrampen sind zu steil, die Deckenhöhe zu gering, es gibt zu wenig Behindertenparkplätze und Aufzüge. Damit unterscheiden sich die Ergebnisse kaum vom ersten ADAC-Test im Jahr 2004. An dem Zustand der schon damals schlecht bewerteten Plätze habe sich seitdem nichts geändert.
Doch es gibt auch erfreuliche Ergebnisse: Die Anlagen Volksdorf, Bergedorf, Neuwiedenthal, Lüneburg und Neugraben werden mit "sehr gut" bewertet. Einziger Wermutstropfen: In Lüneburg ist der P+R-Stellplatz gebührenpflichtig - und kostet bis zu 290 Euro pro Jahr.
Ein großes Problem ist jedoch die insgesamt viel zu geringe Zahl an P+R-Stellplätzen. 20 000 von ihnen gibt es - das sind 10 000 zu wenig. Der ADAC fordert, die Anzahl bis 2015 auf 30 000 Stellplätze zu erhöhen, damit zumindest zehn Prozent der Pendler ihr Auto an der Bahn abstellen und umsteigen können. Bis 2020 würden weitere 15 000 P+R-Parkplätze benötigt werden. Ansonsten drohe Hamburg "dramatisch mehr Stau". Laut Klimaschutzkonzept des Senats seien aber nur 200 neue P+R-Parkplätze pro Jahr geplant. "Das ist skandalös und ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Willms. "Hamburg muss zukunftsorientiert planen und es der stetig wachsenden Zahl an Pendlern möglich machen, auf Bus und Bahn umzusteigen." Denn: Viele wollen ihr Auto stehen lassen, finden aber keinen freien Stellplatz. Schon jetzt gebe es zahlreiche Beschwerden, weil P+R-Anlagen überfüllt sind.
Vor allem entlang der neuen S-Bahn-Strecke in Richtung Stade fehlen Plätze, die vorhandenen Anlagen südlich der Elbe müssten ausgebaut werden. Zudem seien neue Leitsysteme nötig, um die Kapazität auszunutzen. "Wir fordern den Senat auf, auch die Gemeinden der Metropolregion beim Bau neuer Anlagen finanziell sowie in der Planung zu unterstützen", sagt Hartwig Goldenbaum, ADAC-Vorstand für Technik und Verkehr. "Schließlich profitiert Hamburg, wenn die Verkehrsbelastung abnimmt." Bis zu zehn Millionen Euro kostet eine P+R-Anlage - zu teuer für viele Gemeinden, auch wenn die Hälfte oft der Bund übernimmt. "Hamburg muss hier Verantwortung übernehmen", sagt Goldenbaum. "Und darf nicht an der Stadtgrenze aufhören zu planen."