Wie sich die Spezialkräfte der Deutschen Marine auf ihren gefährlichen Dienst am Horn von Afrika vorbereiten.

Eckernförde. Im Tiefflug schießen zwei Militärhubschrauber hinter hohen Bäumen hervor, aus zehn Meter Höhe seilen sich in Windeseile je sechs Soldaten ab. Es sieht aus wie im Film, doch diese Soldaten üben für den Ernstfall, für ihren Einsatz gegen die Piraten am Horn von Afrika. In Eckernförde werden Angehörige des SEK M (Spezialisierte Einsatzkräfte Marine) für das sogenannte Boarding ausgebildet. Zur Durchsuchung von verdächtigen Schiffen sollen sie auf See von Hubschraubern oder Schnellbooten aus abgesetzt werden können. "Mit den Kontrollen wollen wir Präsenz in der Region zeigen", sagt Kapitänleutnant Christian D. Der 32-Jährige möchte aus Sicherheitsgründen nicht seinen Namen nennen.

Das Bundeskabinett billigte am Mittwoch die Beteiligung der Bundeswehr an der EU-Mission "Atalanta" mit einer Fregatte und bis zu 1400 Soldaten. Den endgültigen Beschluss über den Einsatz der Deutschen Marine fällt der Bundestag am 19. Dezember. Die Marine soll mit einem "robusten Mandat" ausgestattet werden. Damit darf sie auch mit Waffengewalt gegen die Seeräuber vorgehen.

"Die Waffe ist das letzte Mittel der Verteidigung", betont D., der als Kompaniechef verantwortlich ist für die Ausbildung der Boarding-Teams. Einige Soldaten werden wohl noch in diesem Jahr in den Einsatz gehen.

Zu Beginn der sechsmonatigen Ausbildung zum Boardingsicherungssoldaten üben die jungen Männer und Frauen das Abseilen von einem Turm. Erst später lassen sich die Teams aus einem Hubschrauber herab. "Die Soldaten müssen sportlich, belastbar und teamfähig sein, und sie dürfen keine Höhenangst haben", sagt D. Zudem werden viele Situationen durchgespielt. "Die Soldaten werden auf alle möglichen Szenarien vorbereitet." Zu den Risiken bei einer Schiffskontrolle gehören Waffen an Bord, Funkenschlag bei Gastankern oder gefährliche Ladung mit Gasentwicklung oder Tieren.

"Wir überprüfen die Ladungspapiere und Personalien", erzählt der Soldat. Der Kontrolle eines Schiffes geht in der Regel ein "Anfangsverdacht" voraus. Zunächst werden per Funk Daten zu Besatzung oder Ladung abgefragt. Stimmen diese nicht mit den Aufklärungsergebnissen überein oder reagiert das Schiff nicht, seilen sich die Marine-Spezialisten ab. "Wir kommunizieren mit Sprachtafeln", erklärt D. Das deutsche Kriegsschiff, auf dem Soldaten und Hubschrauber stationiert sind, bleibt während der Aktion zur Sicherheit in unmittelbarer Nähe.

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